Chartres
Eine Wahrnehmungs- und Meditations-Skulptur
Die Wahrnehmungs- und Meditations-Skulptur „Chartres“ geht auf ein mythisches Kartenlegspiel südfranzösischer Roma zurück, in dem sich naturreligiöse Elemente mit christlicher Mystik und
schamanistischer Meditationspraxis verbinden. Wenngleich sich die Wurzeln dieser Installation im magischen Dunkel atavistischen Volksglaubens verlieren, kommt der in der Skulptur realisierten
Anordnung extrem reduzierter Zeichen und Farbsymbole sowie der von ihr geforderten besonderen Art und Weise der Betrachtung große Aktualität zu: Die Installation lädt dazu ein, einen "nicht
fokussierenden Blick" zu entwickeln und belohnt ihre BetrachterInnen mit der verblüffenden Erfahrung, im bloßen Schauen reale Gegenstände verschwinden lassen zu können und nicht existierende
Gegenstände zu "erfinden". Die Skulptur ist damit nicht nur Kunst-Objekt sondern zugleich Einladung zu einem verblüffenden Wahrnehmungs-Experiment.
Die historischen Quellen zur Installation „Chartres“ geben einen für den europäischen Kulturraum einzigartigen Einblick in die unentwirrbare Verwobenheit von christlichen und vorchristlichen
Glaubenselementen mit schamanistischen Trance-Techniken und mythenhaften Hinzudichtungen.
Konzept: Prof. Werner Wolf
Realisierung: Friedrich Stiper
Chartres
A sculpture of perception and meditation
The sculpture of perception and meditation "Chartres" goes back to mythical card reading game played by gipsies from the
south of France. It combines elements of natural religion with Christian mythology and shamanistic meditation practice. Even if the roots of this installation are lost in the magical darkness of
atavistic popular belief, the way these simplified signs and colour symbols are arranged in this sculpture, and the attention it demands from you are pretty much up-to-date. This installation
invites you to look "unfocussed" and rewards you with the amazing experience that real objects can disappear through looking and nonexistent objects can be "invented". The sculpture is not only
an art object but simultaneously invites you to an amazing perceptual experiment.
In terms of European cultural history, the historical background for the installation "Chartres" offers a unique insight
into the inextricable mix of Christian and pre-Christian beliefs, shamanistic trance techniques and myth-like additions.
Concept: Prof. Werner Wolf
Realization: Friedrich Stiper
Das Experiment
Vorab ein wichtiger Hinweise: Lassen Sie sich beim Experiment viel Zeit!
Führen Sie mit der rechten Hand Ihren Zeigefinger so nahe an die Nase, dass Sie ihn gerade noch scharf sehen können.
Wenn Sie – bei nicht veränderter Augenstellung – dann Ihre Aufmerksamkeit auf die beiden Stelen vor Ihnen richten, werden Sie bemerken, dass sich das Figurenpaar verdoppelt hat.
Führen Sie nun Ihren Zeigefinger langsam in Richtung der beiden Stelen und fokussieren Sie weiter die Fingerspitze, ohne allerdings Ihre Aufmerksamkeit von den Figuren abzuwenden.
Bei einer bestimmten – individuell unterschiedlichen – Fingerstellung werden die zwei mittleren der scheinbar vier Figuren zu einer violettfarbenen Figur verschmelzen, die vermutlich ihre Farbe abwechselnd von Rot nach Blau und dann wieder nach Rot – und so weiter – verändert.
Wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit gelassen auf diese mittlere, die Farben wechselnde Figur richten, werden plötzlich die beiden seitlichen Figuren – vermutlich zuerst nur für kurze Augenblicke – verschwinden.
Was beim ersten Mal nur für Sekunden gelingt, ist das Ziel dieser Meditation, die von geübten Praktizierenden für viele Stunden beibehalten werden kann.
The Experiment
First, some advice: Take your time with this experiment.
Move your forefinger so closely to your nose that you can see it in focus.
If you then direct your attention – without moving your eyes – onto the plates in front of you, you will notice that the pair of figures has doubled. Now move your forefinger slowly in the direction towards the two plates and continue to focus on the fingertip without removing your attention from the figures.
At a certain finger position, which can very individually, the two figures in the middle of the apparently four figures will merge to a violet shape which will seem to change it's colour from red to blue, again to red, and so on.
If you direct your attention to the figure in the middle that is changing colours, all of a sudden the two figures at the sides will disappear.
What at first usually only works for a couple of seconds, is the aim of the Romany meditation. Experienced practicioners can keep this state up to many hours.