MARC RIES
Deep Learning, Deep Dreaming.
Über die Beziehung von Intelligenz und Imagination

 

Freitag, 2. Februar 2024, 18.00 Uhr, MUWA

Eintritt frei!

 


AI-Anwendungen lassen staunen ob ihrer mittlerweile alltäglichen Innovationen. Ihre Performanz scheint allen alten Techniken und dem Menschen selber überlegen. Ein „staunenswertes Wissen“ also, das anregt, weiterzudenken. Warum etwa manche mit AI entwickelten Dinge vor allem phantastisch anmuten, wie aus einer anderen Welt: Overprocessed Images, mit GAN hergestellte Artefakte, Text-to-Image Modells, ChatGPT.

Es scheint, als ob die rechnende, algorithmische Intelligenz äußerst kreativ vorgeht, als ob sie sich – während ihres »unüberwachten Lernens« – zu einer technoiden Einbildungskraft hin weiterentwickelt, zu einer neuen Art von Imagination, die Lust bezeugt, neue Wesen zu erzeugen, jenseits aller menschlichen Vorstellung und Funktionalität. Als ob eine jede AI, ein jedes cognitive computing ein nicht-rationales Element als ihre Voraussetzung hat. Sind diese Maschinen also »künstlerische«, begabt mit ästhetischen Kräften? Kann es sein, dass man zugleich von einem »Künstlichen Imaginären« sprechen sollte, als ein notwendiges Double der »Artifiziellen Intelligenz«? Doch scheint diese Formel tautologisch, kann denn Imaginäres anderes, denn „artifiziell“ sein, da die Einbildung ja den immanenten Auftrag hat, bisher Nicht-Existentes, Nicht-Gesehenes und -Gehörtes hervorzubringen?

Auf der anderen Seite hat es den Anschein, als ob AI generierte Bilder für die Wahrnehmung eine Art Demonstration ihrer Voraussetzungen sind, dergestalt, dass, gemäß dem konstruktivistischen Postulat, ein jedes Wahrnehmen nicht die Außenwelt als ihre Referenz hat, sondern die Innenwelt subjektiver Modellbildungen. Dass also ein technisch-artifizielles Bild eine direkte Entsprechung im Subjekt selber hat, in seinen formal-algorithmischen wie auch in seinen imaginären Produktionen. Wir uns also in diesen Bildern vor allem selber erkennen. Dem gilt es zu folgen.

Der Eintritt ist frei!

 

 

Marc Ries promovierte am Institut für Philosophie der Universität Wien. Forschungen, Publikationen zu Massenmedien, Gesellschaft/Institutionen und Kunst. Vertretungsprofessuren an der Universität Jena und der HGB Leipzig, von 2010 bis 2023 Professor für Soziologie und Theorie der Medien an der Hochschule für Gestaltung Offenbach/Main. Kurator im Feld des Kinos, der Kunst und der Geschichte. 
Letzte Publikation: Video/Film. Introduction and Penultimate Pictures. In: Dieter Daniels, Jan Thoben (ed.), Video Theories: A Transdisciplinary Reader. Bloomsbury Academic, New York, London, Dublin 2022.