Das Magische Fenster
Treten Sie in einige Meter Entfernung von dieser Installation zurück und schließen Sie zunächst ein Auge. Üblicherweise können wir einen Gegenstand, den wir in Drehung versetzen, dabei
beobachten, wie er sich dreht. Das "Magische Fenster" macht da eine Ausnahme: Anstelle einer Drehbewegung können wir lediglich eine deutliche Pendel-Bewegung feststellen. Die visuelle Täuschung
macht anschaulich, dass unser Blick nicht bloß passiv registriert, sondern die Welt bereits interpretiert. Das "Magische Fenster" gibt uns einen Einblick in die Zusammenhänge von
Sinnes-Wahrnehmung, Erinnerung und Bewusstsein.
Das Experiment mit dem Magischen Fenster bietet zwei interessante Deutungsvarianten für diese paradoxe Täuschung unseres Blicks. Die erste: Unser Entfernungs-Sehen ist nicht nur eine
Augenleistung, sondern wird erst aus der Verbindung von Sehen und erinnerter Körperbewegung erklärbar. Wir deuten die größere Seite des Trapez stets als uns näher liegend, die kleinere stets als
von uns weiter entfernt, weil wir die Erfahrung erinnern, dass weit entfernte Objekte in unserem Blickfeld klein erscheinen.
Die zweite Deutung findet für die Täuschung eine kulturelle Begründung: In unserer Gesellschaft sind wir von geometrischen Formen umgeben, die meist völlig von rechtwinkeligen Linien und
kreisförmigen Bogen gebildet werden. So sind wir es gewohnt, dass in der Perspektive parallele Linien zusammenlaufen und Kreise eine elliptische Form annehmen.
Magic Window
Step a couple of meters from this installation and close one eye. Normally we can watch a turning object turning. The "Magic Window" makes an exception. Instead of
turning movement we can only observe a swinging. This visual "illusion" shows that through looking we do not only register passively but we interprete the world. The "Magic Window" gives us an
idea of the complexities of sense perception, memory and consciousness.
The experiment with the "Magic Window" offers two interesting forms of interpretation for this paradoxical deception of our vision. The first: Our vision of distance is not accomplished only through our eyes. It comes about through the connection between seeing and remembered body movement. We interpret the larger side of a trapezium always closer to us, and the smaller side always as more distant because we remember from experience that objects further away always look small in our field of vision.
The second interpretation explains the "deception" in cultural terms: In our society we find ourselves surrounded by geometric forms which mostly consist of right-angled lines and circular curves. We are accustomed to the fact that parallel lines converge and circles take on an elliptic shape in perspective.