Alfons Schillings Sehmaschinen

Pseudoskope


Lange bevor Cyberspace und Virtual Reality zum zeitgenössischen Wortschatz stießen, experimentierte der in Wien lebende Schweizer Künstler Alfons Schilling bereits mit 3D-Video-Brillen, die es erlaubten, sich selbst - durch virtuelle Räume schreitend - zuzusehen. Mehr noch aber als Alfons Schillings Video-Installationen verblüffen und faszinieren seine einfachen Sehmaschinen. Der Blick durch sie stellt die Welt auf den Kopf: Was vorne ist, scheint hinten, was rechts, scheint links, was innen ist, scheint außen, was oben ist, scheint unten.

Wenn Sie durch Schillings Sehmaschinen blicken, richten Sie Ihre Aufmerksamkeit in Ihrem Blickfeld auf eben diese Verhältnisse der Gegenstände zueinander.


Häufig wird im Zuge der auf den Körper einstürmenden Technologien die zunehmende Trägheit und Immunisierung des Auges, die Deprivation der Sehwahrnehmung, beklagt. In diesem Sinne stellen die Sehmaschinen Alfons Schillings Instrumente dar, die das Sehen wieder zu einem direkten und emotionalen Erfahren machen. Der Sehprozess wird zu einem dynamischen Vorgang, einer aktiven Aneignung des Raumes, die nicht zuletzt auch eine Veränderung und Erweiterung der Körpererfahrung ermöglicht.

Immer wieder betont Schilling die Wichtigkeit der Bewegung beim Sehprozess: Die Disparität, die physiologische Wurzel unseres räumlichen Sehens, interpretiert Schilling als Zeitdistanz: “Ich, der ich in Bewegung bin, habe zwei Augen, die zeitlich verschoben sind - ich sehe mit dem einen Auge jetzt und mit dem anderen in einer anderen Zeit. Die Gleichzeitigkeit von zwei verschiedenen Zeiten ist Raum.“



Konzept und Realisierung: Alfons Schilling

Adaptierung: Friedrich Stiper

Alfons Schilling Vision Machines


Pseudoscopes


Long before cyberspace and virtual reality became part of contemporary language, Alfons Schilling, a Swiss artiste living in Vienna, already esperimented with 3D video glasses, through which you could watch yourself - walking through virtual spaces. But his simple vision machines are just as amazing and fascinating. A look through them puts the world upside down. What is at the front seems to be at the back, what is right seems to be on the left side, what is inside seems to be outside, and what is up seems to be down.


Looking through Schillings vision machines, you focus your attention in your field of vision onto the relationship between the objects. 


Nowadays complaints are often made about an increasing inertia and immunisation of the eye, a deprivation of visual perception, through physically assailing technologies. In contrast Alfons Schillings vision machines are tools that turn seeing again into a direct and emotional experience. The visual process turns into a dynamic one, into an active appropiation of space that also changes and expands the bodily experience.


Schilling repeatedly emphasized the importance of movement in visual processes. He interprets disparity, the physiological root of our spatial perception, as distance of time. "As I am moving, my two eyes see asynchronously - I see with one eye now and with the other one in another time. The simultaneousness of two different times is space."



Concept and realization: Alfons Schilling

Design: Friedrich Stiper