Kunstausstellung    

BRANKO LENART    "Hand:Work"   

 

Das Begleitheft zur Ausstellung von BRANKO LENART im MUWA liegt ab sofort für BesucherInnen bereit - gratis zu Ihrer Eintrittskarte !

 

 

 

 

Nachzulesen sind darin die Rede von FRIDO HÜTTER, Kultur- und Medienjournalist sowie langjähriger Freund des Künstlers, sowie die Gedanken von BRANKO LENART zu allen ausgestellten 43 Foto-Arbeiten aus der Serie "Hand:Work", die im Zeitraum von 1975 bis 2012 entstanden ist!

Beides können Sie auch auf dieser Seite nachlesen - einfach hinunterscrollen!

 

 

 

 

 

 

 

© BRANKO LENART "I press the button, I do the rest"

 

Eröffnung: Freitag, 15. Juni 2018, 19.30 Uhr

  • GÜNTHER HOLLER-SCHUSTER: Über das fotografische Werk
  • FRIDO HÜTTER: Zum Fotografen
  • GEORG GRATZER: Spielt für den Musikliebhaber
  • Buchpräsentation "HAND:WORK" (Verlag KEIPER) im Rahmen der Eröffnung
  • Collector's Edition - Buch mit signiertem und nummeriertem Silbergelatine-Abzug, Format 24 x 30 cm, Auflage 25 Exemplare
  • Fest zum 70. Geburtstag des Künstlers am Eröffnungsabend

Ausstellung: 16. 6. - 31. 8. 2018, täglich von 13:00 bis 18:00 Uhr, außer Dienstag


Ausstellungsbericht von ULRICH TRAGATSCHNIG in der Kleinen Zeitung vom 20. Juli 2018


Bilder der Pressetermine und der Vernissage


Künstler BRANKO LENART führte bereits mehrmals durch seine Ausstellung im MUWA


MEDIENBERICHTE

 

TV-BERICHT IN STEIERMARK HEUTE VON BEATE WITTMANN

Den Bericht zur Ausstellung von BRANKO LENART von Kulturredakteurin BEATE WITTMANN, Kameramann KLAUS IBITZ und MARTIN STEFFENS, Schnitt - ORF STMK - können Sie noch bis einschließlich 23.6.2018 unter folgendem Link ansehen/-hören! https://tvthek.orf.at/…/Ste…/70020/Steiermark-heute/13980028

 

Ausstellungsbericht von MICHAELA REICHART in der Kronenzeitung vom 15. Juni 2018


Branko Lenart © Branko Lenart

Günther Holler-Schuster © Günther Holler-Schuster

Frido Hütter © Gery Wolf

Georg Gratzer© Reinhard Sock

 

 

Anita Keiper / KEIPER Verlag:

"Wir haben im Kunstbuch-Bereich ausschließlich regionale Künstler/innen im Programm, weil es uns ein Anliegen ist, das herausragende Potenzial sichtbar zu machen, das hier in der Region beheimatet ist. Neben Branko Lenart möchte ich Namen wie Herbert Soltys, Renate Krammer oder Alfred Resch nennen, die - neben vielen anderen - in unserem Verlag ein Zuhause gefunden haben. Jede Zusammenarbeit mit einem Künstler, einer Künstlerin ist für uns ein spannendes und bereicherndes Erlebnis, ein Highlight und Eintauchen in eine andere, meist neue Welt. Im Fall von Branko Lenarts „HAND:WORK“

z.B. hat uns die Methode verblüfft, etwas in die Kamera zu halten - wodurch der Fotograf selbst Teil des Motivs wird."

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

© BRANKO LENART "Wide Angle"

BRANKO LENART

„HAND:WORK“

 

"Das Streben nach Freiheit und das Streben nach Vergnügen, damit ist alles über meine Kunst gesagt." (MAN RAY)

 

BRANKO LENART zeigt in der Ausstellung im Museum der Wahrnehmung MUWA Arbeiten aus seiner in mehr als 40 Jahren kontinuierlich entwickelten Serie von Fotografien unter dem Titel "HAND:WORK".

 

Im Rahmen der Ausstellungseröffnung am 15. Juni 2018, dem 70. Geburtstag des Künstlers, präsentiert der Verlag KEIPER das Buch unter dem gleichnamigen Titel mit einem Vorwort von GÜNTHER HOLLER-SCHUSTER:

 

"Die im vorliegenden Buch zusammengefassten Arbeiten von Branko Lenart stammen aus den Jahren 1975 bis 2012. Vieles davon ist aus anderen Zusammenstellungen und anderen Kontexten bekannt, hat plötzlich neue Titel und bringt damit aktuelle inhaltliche Ebenen ein. Die »Hand:Works« sind in hohem Maße konzeptuell, transportieren aber durch dargestellte Personen, Topografien, Texte und die Erinnerung an deren ursprüngliche Sinnzusammenhänge eine gewisse Metaebene, wodurch ein neues Ganzes entsteht. Auffallend bei diesen Arbeiten ist die Methode, etwas in die Kamera zu halten bzw. etwas aus dem Off gleichsam ins Bild zu verlängern. Der Autor steht somit nicht nur hinter der Kamera, sondern wird gleichzeitig als Motiv sichtbar." 

                                                                                Günther Holler-Schuster

 

 

 

BRANKO LENART

„HAND:WORK“

 

"The pursuit of freedom and the pursuit of pleasure - that's all said about my art." (MAN RAY)

 

BRANKO LENART shows in the exhibition in the Museum of Perception works out of his photo series "HAND:WORK" continuously developed in more than 40 years.

 

In the course of the opening on 15th of June 2018, the 70th birthday of the artist, the publisher KEIPER presents the book using the same title with a preface of GÜNTHER HOLLER-SCHUSTER:

 

"This selection from Branko Lenart’s wide-ranging oeuvre presents a collection of art work produced from 1975 to 2012. But even if much of this work is known from other compilations and different contexts, many items suddenly bear new titles, thus introducing current, topical dimensions of content. The »Hand:Works« are largely conceptual, but they project an additional meta-level of meaning through the portrayal of people, topographies, texts, as well as the memories of their original contexts, combining them to form a new whole. A striking feature of these pictures is the method of holding something in view of the camera or of bringing something into the photograph which extends into the periphery, the off, as it were. This allows the photographer to stand behind the camera and, at the same time, become a visible part of the motif."  

Günther Holler-Schuster

 

 

BRANKO LENART BIOGRAFIE

Geboren am 15. 6. 1948 in Ptuj, Slowenien. 1954 Emigration nach Österreich. 1968 Mitglied des Forum Stadtpark, Graz. 1972-1978 Lehramtsstudium in Graz. 1980 Artist-in-Residence am Apeiron Workshops, Millerton, N.Y. Studienaufenthalte in La Rochelle, Arles, Oxford, Rom, Paris, London, USA und Israel. Mitbegründer und Obmann (1994 – 2007) des Artikel-VII-Kulturvereines/Pavelhauses. 2001 Mitarbeit am Projekt Grenz.Räume/Last Journey mit Inge Morath, Wanderausstellung und Buch (Vorwort Arthur Miller), Prestel Verlag 2003. Lehrauftrag für Fotografie an der Höheren Bundeslehranstalt für Kunst und Design, Graz (1979-2007) sowie an der Fachhochschule Joanneum, Graz (1996-2003). Ausstellungsbeteiligungen in Europa und Nordamerika seit 1968, Einzelausstellungen seit 1970. Seit 2013 Verfasser von autobiografischen Textcollagen und Reiseberichten. Arbeitet und genießt das Leben als Grenzgänger zwischen Graz und Piran.

 

Born June 15, 1948 in Ptuj, Slovenia. Emigrated with the family in 1954 to Graz, Austria. 1968: joined of the avantgarde art association Forum Stadtpark, Graz. 1972-1978: conducted teacher training in Graz. 1980: Artist-in-Residence at Apeiron Workshops, Millerton, N. Y. Study visits to La Rochelle, Arles, Oxford, Rome, Paris, London, USA and Israel. Founding member and chairman (1994-2007) of the Artikel-VII-Cultural Society/Pavel House. 2001: cooperated in the Last Journey, with Inge Morath, the creation of a travelling exhibition and a book (preface by Arthur Miller), Prestel Verlag 2003. Teaching assignments for Photography at the College of Art and Design (1979-2007) and at the FH Joanneum University of Applied Sciences (1996-2003), both in Graz. Has taken part in group exhibitions since 1968 in Europe and North America. Individual exhibitions since 1970. Since 2013, the author of autobiographical text collages and travelogues. Works and lives in both Graz and Piran.

 

Monografien - Auswahl/Selected Monographs: Wahr genommen, Otto Müller Verlag, Salzburg 1991. Vitalogy, Neue Galerie, Graz 1998. Kaddisch, Edition Camera Austria, Graz 1998. Light Works, Knjižnica I. Potrča, Ptuj 2002. Augen:Blicke – Schrift:Stücke, Droschl Verlag, Graz 2004. Die Leute von Rachau, Holzhausen Verlag, Wien 2004. Photo:Concept 1965-2005, Fotogalerie Wien, Wien 2005. Piran:Pirano, Arhitekturni muzej, Ljubljana 2008. Vergangen und vergessen – Jüdische Kultur in Slowenien, Pavelhaus, Graz 2009. Styrians, Galerie Marenzi, Leibnitz 2009. Krkavče Istria.Terra, Pavelhaus, Graz 2012. Sguardi sulla Stiria, Provincia di Pordenone, Pordenone 2013. Tito.Che.Icons, National Museum of Montenegro, Cetinje 2014.

 

Sammlungen - Auswahl/Selected Collections: Albertina, Wien. Apeiron Workshops, Millerton, N. Y. Archivio fotografico, Trieste. Arhitekturni muzej, Ljubljana. Bibliothèque Nationale, Paris. Camera Austria, Graz. Centro di Ricerca e Archiviazione della Fotografia, Spilimbergo. Fundació Joan Miró, Barcelona. Kunstforum Bank Austria, Wien. Lentos Kunstmuseum, Linz. Moderna galerija, Ljubljana. Musée d’art contemporain, Skopje. Musée d’art et d’histoire, Fribourg. Musée de la Photographie André Villers, Mougins. Musée Français de la Photographie, Bièvres Musée Réattu, Arles. Museum der Moderne, Salzburg. National Museum of Montenegro, Cetinje. Neue Galerie/Universalmuseum Joanneum, Graz.

 

http://www.brankolenart.com/


FRIDO HÜTTER zum Fotografen BRANKO LENART

 

Lieber Branko,

 

dass ich heute nicht leibhaftig bei euch sein kann, tut mir aufrichtig leid, Du kennst die Gründe dafür. Aber ich bin sehr froh, wenigstens auf diesem Weg ausdrücken zu dürfen, was Du mir als Fotograf, Mensch und Freund bedeutest.

 

Für mich begann unsere Beziehung vor mehr als 40 Jahren mit einem Pfefferkorn. In Deiner damaligen Bleibe in der Prokopigasse hattest Du mich zu einer jugoslawischen Jause eingeladen. Es gab allerlei Hartwürste, Oliven und Travarica. Aber unvergesslich ist mir der Moment, da ich auf ein Pfefferkorn biss, das sich mit etlichen anderen in einem delikaten weißen Käse befand. Ovčji sir hieß der und in Verbindung mit dem Pfeffer war er für mich von unvertrauter Herrlichkeit. Wir aßen... und redeten über das Essen, vornehmlich über jenes aus Deiner Heimat.

 

Das war das erste Fundament meines Vertrauens in Dich, genussfähigen Menschen hat schon immer meine Sympathie gegolten. Und in Jausen und anderen Mählern sonder Zahl haben wir diese Sympathie dann immer weiter ausgebaut.

 

Deine künstlerische Leistung habe ich, so scheint mir, zuallererst anhand Deiner intensiven Porträt-Reihe Styrians wahrgenommen. Sie enthält Gesichter, die sich mir bis heute eingebrannt haben. Später kamen Millerton Project, die Langzeitarbeit über Krkavče und nicht zuletzt die Kooperation mit Inge Morath dazu, um mir begreiflich zu machen, welch internationalen Stellenwert Dein Schaffen hat. Dass Deine Werke in zahlreichen Institutionen, darunter die Nationalbibliothek in Paris, die Albertina, das Fotoarchiv Triest etc. etc. zu finden sind, unterstreicht diesen Stellenwert zusätzlich.

 

Dass wir Deinen 70er mit der Kollektion Hand:Work heute hier im Museum der Wahrnehmung feiern, rechtfertigt den Namen dieses freundlichen Hauses, belegt aber wohl auch die Ignoranz der Camera Austria und ihrer pseudopolyglotten Schamanen. – Sei’s drum.

 

Meine Frau Eva sagte mir über Dich: Wer sich hinter der Kamera versteckt, ist entweder ein scheuer Mensch oder ein akribischer Beobachter.

 

Nun, als scheu habe ich Dich nie erlebt, sehr wohl aber als akribischen Beobachter. Und um Eva weiter zu zitieren: Auch da ist dann ein Scheideweg. Beobachtet hier ein Egomane oder ein heiterer Menschenfreund. – Unnötig zu sagen, dass wir Dich als Letzteren erleben.

 

Ich möchte die Gelegenheit wahrnehmen, Dir für einiges zu danken:

Für Deine unverwüstliche Treue, obwohl ich mich so oft als nachlässiger Gärtner unserer Freundschaft erwiesen habe.

Für Deine Neigung, ein herzliches Lachen niemals zu unterdrücken. Es ist die Leitwährung Deiner Kommunikation.

Für Deine Entführungen nach Piran, die uns die Renobilisierung Deiner Heimat vor Augen führten und uns zu emsig praktizierenden Istramanen gemacht haben.

 

Danken möchte ich Dir für unzählige Schnappschüsse, die Dich zu einem wohlwollenden Chronisten unserer kleinen Familie gemacht haben.

 

Und nicht zuletzt dafür, mit Deiner Frau Margarita unseren Freundeskreis erheblich bereichert zu haben.

 

Zurück zum Pfeffer: Im 13. Jahrhundert war der in Mitteleuropa so kostbar, dass er zeitweilig mit Gold aufgewogen wurde. Es galt als ultimativer Beweis der Wohlhabenheit eines Gastgebers, wenn der vor versammelter Runde für sich allein ein Pfefferkorn zerbiss.

 

Nun, lieber Branko, da kann ich mithalten. Über die Jahre hast Du meinen Wohlstand an guten Gefühlen, warmen Emotionen, Vertrauen und Empathie dermaßen genährt, dass ich mich wirklich reich daran fühle. Und dass ich heute nach fast einem halben Jahrhundert mir erlaube, ein ganzes Pfefferkorn allein auf Dein Wohl zu vernaschen.

 

Alles Gute zum Geburtstag und noch einen schönen Abend für euch alle!

 

 

 

BRANKO LENART

Einige Gedanken zum Zyklus Hand:Work

 

 

Art brut, 1976

 

Diese Inszenierung bedeutet eine Selbstreferenzialität auf das ART im Namen des Autors. Das Polaroid des beschrifteten Oberköpers wird zum (Selbst)Bild im Bild. Durch die Platzierung ist eine Konnotation als Phallussymbol nicht ausgeschlossen.

 

Bezug nehmend auf den Sammelbegriff für autodidaktische Kunst von Laien.

 

 

 

I Press the Button, I Do the Rest, 1975

 

Der Moment des Auslösens (per Drahtauslöser) wird fotografiert.

 

Als 1888 die erste Amateurkamera (mit einem Rollfilm), die Kodak No. 1 auf den Markt kam, war der Slogan von George Eastman: „You Press the Button, We Do the Rest“

 

 

 

Blind Faith, 2004

 

Das Porträt des Autors wurde mit dem Text als Persiflage auf einer Säule angebracht. Hinter dieser steht der Autor (mit nacktem Oberkörper) und hält die Kamera vor sich. Beim Auslösen dieser Aufnahme hatte der Fotograf (ausnahmsweise) keinen Blick durch den Sucher.

 

Reverenz an die britische Supergroup des Bluesrock (1969)

 

 

 

Parallax, 1975

 

Durch die Brechung der Augengläser des Autors kommt es zu einer Abhebung des Horizontes.

 

 

 

The Pencil of Nature, 2006

 

Eine japanische Großbildkamera (aus Kirschenholz) ist, bei offenem Verschluss, auf den Horizont gerichtet. Auf der Mattscheibe ist die lichtschwache kopfstehende Abbildung desselben zu sehen.

 

Titel des allerersten illustrierten Fotobuchs (1844 – 1846) vom Miterfinder der Fotografie, Henry Fox Talbot.

 

 

 

My Camel Trophy, 2007

 

Eine flache Scheibe mit (unsichtbaren) konzentrischen Ringen (Fresnel-Linse) wird, außerhalb der doppelten Brennweite gehalten, zum Objektiv das ein virtuelles Bild der dahinter befindlichen Kamele erzeugt.

 

 

 

The Medium Is the Message, 1976

 

Das Bild der Wirklichkeit (Polaroid) ersetzt die Wirklichkeit.

 

Eine Phrase aus dem medienkritischen Buch von Marshall McLuhan The Medium Is the Massage (1967).

 

 

 

Comme il faut, 1975

 

Die Füße des Fotografen werden zu einer „Anbetung“ des Meeres gefaltet.

 

Der Titel („Wie es sich gehört“) ist auch ein Markenname in der Modebranche.

 

 

 

Panchromatic, 2007

 

Vom Grau in einem Schwarzweiß-Bild kann man nicht auf die Farbe des fotografierten Gegenstandes schließen. Hier wird eine Fehldeutung ausgeschlossen.

 

Panchromatisch bezeichnet den „modernen“ Film, der im Gegensatz zu den frühen Filmen, auf alle Farben (Blau, Grün, Rot) empfindlich ist.

 

 

 

Salt Works, 2007

 

Ein Vergrößerungsspiegel, außerhalb der doppelten Brennweite gehalten, wird zum Objektiv, das ein kopfstehendes virtuelles Bild erzeugt.

 

 

 

Wide Angle, 2004

 

Ein Winkelmesser vermisst den Winkel der Chephren-Pyramide und stellt so einen direkten Bezug des Fotografen zur Geometrie des antiken Bauwerkes her.

 

 

 

Le Retour à la raison, 2006

 

Ein (Straußen)Ei scheint zu schweben.

 

Titel eines Filmes von Man Ray (1923).

 

 

 

Seaquence for Malevitch, 1975

 

Ein Karton 24 x 36 cm, im Maßstab 10 : 1 zum Kleinbildformat (24 x 36 mm), wird immer näher zur Kamera positioniert, bis er schließlich das Bildformat kongruent ausfüllt.

 

 

 

Instant Landscape, 1976

 

Sequenz über die Entstehung eines Sofortbildes nach dem alten Bildtrennverfahren.

 

 

 

Division, 2005

 

Dieses Bild besteht aus drei hintereinander gemachten Aufnahmen, im nicht mehr gängigen Aufnahmeformat 24 x 18 mm. Um das komplizierte Verfahren zu dokumentieren wurde die Perforation mitvergrößert.

 

 

 

Lost Horizon, 2010

 

Ein Schiffstau wird zur Trennlinie zwischen Himmel und Meer und "ersetzt" so den Horizont.

 

 

 

Camera Work, 1975

 

Die Kamera fotografiert den Horizont und wird dabei selbst fotografiert.

 

Camera Work war der Titel der ersten Fotozeitschrift, 1903 von Edward Steichen in New York herausgegeben.

 

 

 

Motivation, 2008

 

Ein Druckstock als Objet trouvé wird zum Rahmen(sucher) für den gewünschten Ausschnitt.

 

 

 

Heliogravure, 2006

 

Mit der Sonne im Brennpunkt (Focus) der Lupe wird das Wort Focus in den Karton eingebrannt.

 

Die Heliogravüre (Sonnendruck) war ein Edeldruckverfahren Ende des 19. Jahrhunderts und die Vorläufer-Technik des modernen Tiefdrucks.

 

 

 

Autofocus, 2002

 

Wo sich das Motiv befindet, dort ist die Schärfe (Fokus)“. Das einzige Bild mit nicht durchgehender Schärfentiefe.

 

Bezug nehmend auf den Slogan der Kunstrichtung Fluxus in den 60er Jahren: „Ubi Fluxus ibi motus“ (Wo Fluxus ist, gibt es Bewegung)

 

 

 

Carpe corporem, 1975

 

Der weibliche Körper wird quasi in die Landschaft implantiert und so ein Teil dieser.

 

Abwandlung von Carpe diem.

 

 

 

Body and Soul, 1975

 

Der Fotograf ist als sein eigener Schatten Teil des Bildes und verdeckt (als freiwillige Vorzensur) das Geschlecht der Frau.

 

Titel eines Jazzstandards aus dem Jahre 1930.

 

 

 

Hommage à Parmigianino, 2009

 

Ein konvexer Spiegel ins Nichts gehalten wird zum verzerrten Autoporträt des Autors.

 

Der Maler Parmigianino hat sich in genau solchen Spiegeln am Anfang des 16. Jahrhunderts selbst porträtiert.

 

 

 

Prohibition, 2008

 

Replik auf das Bilderverbot im Islam, aufgenommen vor einer Moschee.

 

 

 

Hommage à Magritte, 2002

 

Vor Bordeaux entstanden, nimmt der Text Bezug auf bord (Grenze) und eau (Wasser) und definiert den Himmel (ciel).

 

Bezug nehmend auf Bilder von Magritte, in denen er die Gegenstände mit Worten bezeichnet hat.

 

 

 

One Second.Hand, 1976 / 2007

 

Diese Person hat im 2. Weltkrieg bei einem Bombenangriff ihre rechte Hand verloren. Ihre auf dem Dachboden gefundene Holzhand hält das zeitgenössische Porträt der Frau.

 

Der Titel (zweideutig) bezieht sich auch auf die lange Belichtungszeit von einer Sekunde.

 

 

 

Face:Look – Doug Stewart, 1976

 

Aus einer Serie von Porträts von berühmten Fotografen. Die Kamera steht zwischen den beiden Fotografen, die Hände vereinen sie.

 

 

 

Informel, 2008

 

Die Wahrnehmung eines dreidimensionalen Objektes wird durch seine zweidimensionale Abbildung in Frage gestellt. Wird ein Bild ins Bild gehalten oder nur der Rahmen?

 

Bezug nehmend auf einen Sammelbegriff der abstrakten Malerei ab Anfang der 50er Jahre.

 

 

 

Mind the Mirror, 1975

 

Der Fotografierte ist Psychologe und jener, der üblicherweise uns den Spiegel vorhält.

 

Reverenz an die surrealistischen Bilder von Magritte.

 

 

 

Paradigm, 2006

 

Durch das Abdecken eines Buchstabens in der italienischen Lautschrift ergeben sich zwei mögliche Lesearten, Bezug nehmend auf das Motiv dahinter.

 

 

 

Move On, 2010

 

Meine Hände unterstützen die Dynamik und revolutionäre Haltung der (statischen) Skulptur.

 

Titel eines Textes von Wolfgang Kos im Katalog zu meiner Ausstellung in der Neuen Galerie (1998).

 

 

 

Foot Hold, 1975

 

Dieses Bild hat Hand und Fuß.

 

 

 

Sail Away, 1975

 

Das Tau wird zum Symbol für das Segeln.

 

Titel eines Songs von Randy Newman (1972)

 

 

 

Still Life Is Live, 2010

 

Infragestellung der Wahrnehmung. Ist das Bild im Bild zwei- oder dreidimensional?

 

Der Titel gibt die Antwort und bezieht sich auf einen weltbekannten Song der Gruppe Opus.

 

 

 

Sakura, 2009

 

Der Kondensor eines Mittelformat-Vergrößerers (6 x 9 cm) wird zur Lupe und erzeugt so ein vergrößertes Bild im Bild der Kirschblüten.

 

 

 

Horror vacui, 2005

 

Beim Vergrößern des Negativs wurden auf das unbelichtete Silbergelatinepapier ein Füllhalter und eine Briefmarke gelegt. Eine kombinierte Technik von Vergrößerung und Fotogramm.

 

 

 

Pars pro toto, 1975

 

Bei diesem surrealistischen und fragmentarischen Körperbild befand sich die Kamera, nicht wie üblicherweise auf einem Stativ, sondern in der rechten Hand des Autors.

 

 

 

I Shall See, 1976

 

Eine Muschel erhebt sich aus dem Wasser und verbindet auf diese Weise Meer und Himmel.

 

Zweideutiger Titel, als Wortspiel Shell – Shall und See – Sea.

 

 

 

Ad infinitum, 2008

 

Das Zeichen für Unendlich, aus einem Schiffstau, definiert die Unendlichkeit des Horizontes. Bezug nehmend auf die Entfernungsskala am Objektiv, auf dem es sich ebenfalls befindet.

 

 

 

Discrete Art – Šmartno, 15.6.2017

 

In einer Zweier-Sequenz, fotografiert am 62. Geburtstag des Autors, wird aus dem Ortsnamen ein zweifaches Wortspiel mit neuer Bedeutung.

 

 

 

The Days Are Numbered, 1977

 

Eine Sequenz, bei der ein Blatt nach dem anderen vom Kalender 1977 abgerissen

 

wird, bis alle 36 Blätter (entsprechend der Anzahl der Fotos auf dem

 

Kleinbildfilm) den (konzeptuellen) Hintergrund bilden.

 

 

 

 

Mail Art, 2010

 

Auf die Vergrößerung der fotografierten Postkarte wurden nachträglich die Briefmarke, die Etikette, Stempel und Text appliziert. So wird aus dem Foto zugleich eine Collage und ein Unikat.

 

 

 

Old Topographics, 2012

 

Diese Fotografie fällt (auf den ersten Blick) formal scheinbar aus dem konzeptuellen Rahmen der restlichen Bilder. Aber es ist das gleiche Konzept. Die Hände des Autors halten den Rahmen in den Proportionen des Aufnahmeformats (2 : 3) auch hier in das Bild, allerdings so, dass die Hände nicht sichtbar sind. Bezug nehmend auf New Topographics, die Richtung der neuen Dokumentarfotografie, die Ende der 70er Jahre in Europa aus den USA übernommen wurde.

 


GÜNTHER HOLLER-SCHUSTER, geboren 1963 in Altneudörfl/Steiermark. Studium der Kunstgeschichte und Volkskunde an der Karl-Franzens-Universität Graz. Kurator für Moderne und Gegenwartskunst am Universalmuseum Joanneum (Neue Galerie) in Graz. Mitbegründer der Künstlergruppe G.R.A.M. Lebt meist in Graz.

 

FRIDO HÜTTER, geboren 1950, aufgewachsen in Markt Hartmannsdorf/Steiermark. Universität und Pädagogische Akademie Graz. Medien- und Kulturjournalist bei der Kleinen Zeitung. Autor von Reisereportagen und Essay-Büchern, Moderator, Universitätslektor, Juror und mehrfacher Preisträger. Wohnt in Graz und arbeitet häufig in Wien. Und anderswo.

 

GEORG GRATZER, aus der Steiermark stammender Multiinstrumentalist. Jazzsaxophon-Studium an der Kunstuniversität Graz. Aufenthalte in London und N.Y., Reisen nach Indien, China und Südamerika zur Erweiterung des Holzblasinstrumenten-Spektrums sowie zur Integration traditioneller Volksmusiken in seinen musikalischen Kosmos.