REINHARD ROY
"EINEN KREIS DENKEN"
>>> noch bis Freitag, 16.2.2018 !!!
Prof. Eugen Gomringer, Reinhard Roy
Eröffnung: 15. September 2017, 19.30 Uhr
Rede: Prof. EUGEN GOMRINGER, Gründer des IKKP Institut für Konstruktive Kunst und Konkrete Poesie in Rehau
Eröffnung durch Landesrat Mag. CHRISTOPHER DREXLER
Ausstellung: 16. September bis 2. Februar 2018
Workshop zur Ausstellung REINHARD ROY Infos hier!
Zur Ausstellung wurde ein Katalog herausgegeben:
REINHARD ROY
"EINEN KREIS DENKEN"
"THINKING A CIRCLE"
mit zahlreichen Werkabbildungen, Texten von REINHARD ROY, EUGEN GOMRINGER, EVA FÜRSTNER und WITA NOACK, der Biografie und einer Ausstellungs- und Sammlungsübersicht.
Im Rahmen der Ausstellung ist der Katalog im MUWA zum Sonderpreis von € 10,- erhältlich!
ORF-BERICHT ZUR MUWA-AUSSTELLUNG REINHARD ROY
VON KIRSTEN HAUSER IN STEIERMARK HEUTE AM 9. 10. 2017
Zur Ausstellung von REINHARD ROY "EINEN KREIS DENKEN" hat Kulturredakteurin KIRSTEN HAUSER vom ORF Steiermark einen Bericht gestaltet, gefilmt von Kameramann JOSEF KRAINER jun.
Ausstellungsbericht von Michaela Reichart in der Kronenzeitung vom
3. Oktober 2017
REINHARD ROY: „Das Raster hat sich als Element zum Identifikations- und Ausdrucksmittel meiner Arbeit entwickelt. Als eine in beliebige Richtungen erweiterbare Struktur nutze ich es in einem weiten Spektrum für die Kunst. So erreiche ich mit ihm beispielsweise räumliche Wirkungen auf der Fläche durch die Variation des Abstandes der Rasterpunkte auf unterschiedlichen Farbgründen. Die Überlagerung einer monochromen Ebene mit einer homogenen Rasterstruktur, dessen Verschiebung und Drehung, führen dann zu weiteren Schritten aus der Zweidimensionalität. Die aus der Kreisfläche oder der Ellipse abgeleiteten Großformen erzielen ihre Wirkung zunächst durch ihre voluminöse Kraft. Das Raster als Perforation oder haptisch aufgetragen, betont und steigert hier die dritte Dimension.“ (2009)
BILDER DER AUSSTELLUNG
Begrüßungsworte von Kulturlandesrat
MAG. CHRISTOPHER DREXLER
„Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Sehr verehrter Herr Roy!
Ich komme dieser Aufgabe sehr gerne nach, Sie alle zu begrüßen!
Ich bin seit einigen Monaten für die Kulturagenden des Landes Steiermark verantwortlich und ich kann Ihnen sagen, dieser Umstand bereitet mir große Freude. Ich habe als ersten kleinen symbolischen Akt mein Ressort umbenannt, in Kultur, Gesundheit, Pflege und Personal. Davon kann sich niemand etwas runterbeißen, aber es war mir wichtig zu signalisieren, dass Kulturpolitik kein Anhängsel an andere Dinge sein soll, sondern dass, wenn ich diese Verantwortung übernehme, ich sie im Zentrum des landespolitischen Diskurses angesiedelt haben möchte.
Es freut mich, dass ich zum zweiten Mal im Museum der Wahrnehmung bei einer Ausstellungseröffnung das Wort ergreifen darf. Ich glaube, dass hier ein sehr ambitioniertes Programm stattfindet - wir haben uns gerade zuvor ausgetauscht, was in Zukunft alles vorgesehen ist und ich hoffe, dass das Land Steiermark einen kleinen, aber dennoch angemessenen Beitrag dazu leisten kann.
Ansonsten möchte ich jetzt der Eröffnungsrede und dem Explorieren der Ausstellung nicht mehr im Wege stehen und wünsche uns allen einen angenehmen Abend!“
Prof. EUGEN GOMRINGER
Eröffnungsrede zur Ausstellung
Meine Damen und Herren,
vor einigen Jahren bin ich nach Untersuchungen am Werk von Reinhard Roy zur Einsicht gelangt, dass der Punkt das Element und Agens seiner Kunst sei. Seither ist jedoch zum bestehenden Thema noch so viel Neues hinzu gekommen, dass der Betrachter kaum nachfolgen kann mit Rezeption, Partizipation, ja mit dem Studium des Schrifttums des Künstlers. Reinhard Roy ist ja auch ein begnadeter Chronist seiner Lebensarbeit in Wort und Bild. Er ist, was zum Rüstzeug des klassischen Künstlers konkreter Gestaltung gehört, einer der besten Selbstvergewisserer seines Tuns. Damit greift er, wie seine Ausstellungen zeigen, über eine doktrinäre Beschränkung hinaus und kann jeden Titel mit den vier Bezeichnungen Malerei, Skulptur, Objekt, Fotografie erweitern und es ist Bescheidenheit, wenn da nicht auch noch etwas von Literatur steht.
Heute ist eine sehr willkommene Reflexion seines Werkes zu sehen und zu vernehmen, nämlich wenn der Künstler uns schlicht vorsagt: einen Kreis denken. Wer damit nur die ruhige, gereifte Feststellung einer Künstlererfahrung vernimmt, hört allerdings zu kurz, denn mit dem Wort „denken“ ergreift uns der Auftrag zu einem bestimmten Tun, sei es nachdenklich oder konstruierend mitdenkend. Selbst die fernen Kulturen, die real weder Kreis noch Rad in die Geschichte einbrachten, überlieferten Bewegung und sind Teil eines weiten Kreises. Wir greifen zum Kreis in Wort und Vorstellung, wenn wir versuchen, der Komplexität formal beizukommen, denn nur der Kreis ist dazu weit und gefestigt genug. Der Kreis ist so beständig, dass selbst ein Sprachmeister wie Meister Eckhart sich mit dem Zitat einer Regel des Augustinus behalf: Nichts ist so ewig, so unantastbar, so oberhalb jeder Willkür wie der Kreis.
Die heute versammelten Werke von Reinhard Roy bilden insgesamt eine kaum erfassbare Menge von Analysen und Experimenten der sich vor den Augen wandelnden Figur. Sie stellen von mal zu mal eine Herausforderung der Wahrnehmung dar. Das ist denn auch des Künstlers Aufgabe – uns die Augen zu öffnen. Mir wurden die Augen für den Kreis geöffnet durch die lemniskatische Schleife der Zahl 8. Sie ist wie die ganze Gruppe, deren Bezeichnung auf den Basler Mathematiker Bernoulli auf 1694 zurückgeht, dadurch bestimmt, dass die beiden Schleifen der Zahl einen Punkt zweimal durchlaufen. Ich habe mich in einem Konkreten Gedicht 1960 mit der faszinierenden Kreisvorstellung, mit dem Wesen der Rundheit befasst und widme es im Nachhinein aus aktuellem Anlass dem heutigen Reinhard Roy.
rund
beginnt rund
ründet sich gross
ründet sich auswärts
ründet sich einwärts
ründet sich aus
wendet sich
ründet sich neu
ründet sich auswärts
ründet sich einwärts
ründet sich voll
vollendet sich
rund
Dass ich durch die Begegnung mit dem Werk von Reinhard Roy einen neuen Besitz an Wahrnehmung von Punkt und Kreis erhalten habe, ist für mich eine Tatsache, derer ich mir oft dankbar bewusst werde.
Sie hat Entsprechungen im Denken des Zen-Buddhismus, in der Kunstschichte und in der Architektur beeinflusst und das wird weiterhin so sein. „Einen Kreis denken“ kann rückwirkend ein Wissen bestätigen, wie es auch eine spontane Erleuchtung fokussiert bereinigt. Überdies haben wir von Kant gelernt: Ich denke besagt „ich verbinde“. Lassen Sie mich denn im Sinne Kants mit zwei Beispielen ein Wissen gegenwärtig werden in dem das Kreis-Denken, das Wissen des Künstlers die Erfahrung festigen hilft. Und mit einem Beispiel, dem aktuelleren, die Gewissheit gewinnen, was es heißt, „einen Kreis denken“ bedeutet: ein Kreis verbindet.
In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts schien die Weltmeinung der West-Ost-Begegnung besonders entgegenkommend. Es war von Tiefenpsychologie und andererseits auch von Zen mehr die Rede denn je. Durch den guten Zufall kamen mir zwei Schriften in die Hand. Die eine war ein Essay über die chinesische Schrift und führte das chinesische Schriftzeichen ein als Medium der Poesie. Die andere Gabe war ein Buch über den Zenmeister Sengai, der erst damals entdeckt worden war für Kalenderweisheiten und in der Folge für Ausstellungen in den westlichen Museen. Aus dem reichen Bestand an Zeichnungen des Zen-Meisters, der ein Zeitgenosse von Goethe war, fesselte mich am meisten das Blatt mit den drei Zeichen Kreis, Dreieck, Viereck, das den Titel „Das Universum“ hatte. Ich hatte bereits das Schreiben der chinesischen Zeichen geübt, so dass ich von rechts beginnend den Kreis neben das Dreieck und dann das Viereck setzte. Es ist der Kreis das Zeichen für das Unendliche, das mit einem Pinselstrich den Anfang setzt. Es folgt nach links, mit zwei Strichen zu schreiben, das Zeichen Dreieck, das die Anfänglichkeit aller Formen initiiert und letztlich folgt das verdoppelte Dreieck, das ist das Viereck, die Körperschaft im allgemeinsten Sinne. Es ist mit den drei Zeichen der Weg vom Unendlichen zur Objektivwelt dargestellt. Der Kreis, der aus einer einzigen Handbewegung entsteht, ist das Unendliche, die Grundlage der Trias des Universums. Als ich aus Graz vom Kreis-Denken von Reinhard Roy hörte, war die Identität mit dem Unendlichen des Zen-Kreises hergestellt und ich gestehe, dass dies für mich mit keinem anderen lebenden Künstler so unmittelbar der Fall sein konnte.
Der andere Fall des Bewusstwerdens, was „Den-Kreis-Denken“ bewirken kann, versetzt mich zurück in römische Tage der Jugendzeit des Jahres 1947. Wer am Seminar des deutschen Archäologen Ludwig Curtius teilnahm, war darauf vorbereitet, einmal eine bestimmte Frage des alten Herrn unzweideutig beantworten zu müssen, nämlich die Frage nach dem schönsten Bauwerk der alten und ewigen Stadt Rom. Der historische Rahmen der wissenschaftlichen Befragung war ungefähr gegeben durch ein fast ebenbürtig altes Buch, durch den klassischen Führer, „Der Cicerone“ von Jakob Burckhardt und reichte vom dorischen Tempel in Paestum bis zur Malerei des 16. Jahrhunderts. Die am Seminar Beteiligten hatten alle nach einigen Monaten Rom-Erlebnis die Köpfe gestopft voll, doch Einigkeit herrschte darin, dass die Antwort auf die Frage von Curtius nur lauten konnte: das Pantheon, das klassische Bauwerk aus dem ersten und zweiten Jahrhundert. In der Tat ist der berühmte Rundbau mit der großen Öffnung im Scheitelpunkt, die gleichzeitig Oberlicht ist, der Grundbegriff aller Kuppeln, ein einzigartiges Bauwerk. Der Betrachter fühlt sich von der grandiosen Rundung eingenommen, er erlebt die Kreisfigur an sich, nicht als Außenstehender, sondern als Betrachter von innen her. Dieser Beobachtungsunterschied gegenüber der Außenbetrachtung scheint mir wichtig. Es ist die Frage unseres Verhaltens zum Kreis: bin ich im Kreis oder außerhalb und das „Den-Kreis-Denken“ wird zum alltäglichen Überlegungsfall. Es ist ein Kontext zum konstruktiven Kreisdenken von Reinhard Roy, es schließt eine romantische oder christliche Reflexion mit ein.
Die dritte Begegnung ist die allerjüngste und lebt in mir noch als frische Überraschung. Es handelt sich um einen der Besuche von Zisterzienserklöstern, die meine Frau und ich seit vier Jahrzehnten mit Leidenschaft unternehmen. Auf unseren Autofahrten in den Süden verbleiben nur noch wenige Ziele. Eines jedoch wurde seltsamerweise hartnäckig verschont, obgleich es am Rand von Bregenz, nur wenige Kilometer abseits der oft gefahrenen Strecke, gelegen ist. Vor einigen Wochen jedoch stand der Entschluss fest und Kloster Mehrerau sollte Vorrang im Programm haben. Gespannt näherten wir uns dank Navigation. Fast jede Entdeckung der letzten Jahre hat unser Staunen durch eine Sonderheit punkto Lage, Baukörper, baulichem Zustand erregt. Es sollte nicht anders sein mit dem Kloster Mehrerau. Schon der bauliche Umfang der Anlage war außergewöhnlich und Respekt einflößend. Etwas ungläubig näherten wir uns der Abteikirche, die nach Zisterzienserart unauffällig war, mit Ausnahme der monumentalen Portalplastik. Schon dass sich die Eingangspforten jedem Besucher automatisch leise öffneten, verblüffte. Dann aber steht man in einem erhabenen Raum, überdacht mit einer das Auge fesselnden Holzkonstruktion in Form eines Satteldachs, die kontrastiert mit den weißen Wänden. Erst unterhalb der Holzdecke sind sechs hohe schmale Rechteckfenster pro Raumabschnitt freigeblieben für die einzige Beleuchtung von außen. Ich habe es längere Zeit für nicht mehr möglich gehalten, der programmierten Nüchternheit, der Zurückhaltung der Zisterzienser zugunsten elementarer Fühlung mit der Außenwelt in moderner Fassung zu begegnen. Entsprechend selten sind einige gelungene Übernahmen des Zisterzienser-Architekturprogramms in aktueller Architekturform. Doch das Erfreulichste meiner Auffassung nach sind drei große kreisrunde Öffnungen, Fenster aus Luft und Wand, zwei als Abschluss des nur wenig angetönten Querschiffs und eine über dem Westeingang, wo üblicherweise eine Steinrosette prangt.
Es sind die drei kreisrunden Fenster in den Wänden, von keiner Binnenkonstruktion beladen, welche Sinn für den Kreis, für den Kreis als Wandöffnung, die Luft einlässt, eine wunderbare Erscheinung bilden. Die Kirche hat ihre heutige Gestalt 1961-1964 erfahren. Wer die schöne Form einer kreisrunden Maueröffnung, eines Fensters ohne Wand seinen Augen gönnen mag, darf den Gang zur Mehrerau-Abteikirche nicht versäumen.
Auch in diesem Moment war die schon vorliegende Einladung zum „Den-Kreis-Denken“ die authentische Verbindung zum architektonischen Vorbild von wirklich großer Bedeutung. Es ist einer der Vorzüge der konkreten Gestaltung, dass sich ihr Rückgriff bzw. ihr dauerndes elementares Beginnen durchsetzt und erweitern lässt auf das Denken anderer Konstruktionsfelder. Mit nur drei Beispielen hoffe ich, die Wirksamkeit meiner Begegnung mit der Arbeit und dem Denken von Reinhard Roy als erwiesen belegen zu können.
Wenn die Kunst in heutiger Erscheinung also da und dort dem Denken und der Wahrnehmung Schwierigkeiten bereitet, halte man sich an die Kunst der elementaren Gestaltung. Sie kann Maßstäbe setzen. Reinhard Roys Arbeit in Tun und Denken ist ein Fall, den wir heute brauchen.
Wir sollten im Kreis, den er uns nahebringt, eine Möglichkeit der geistigen Übung sehen und erleben, wozu uns die Begegnung im MUWA wieder einmal als der selten richtige Ort erscheint.
©Eugen Gomringer
AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG
AUFBAU / VORBEREITUNGEN
REINHARD ROY
"EINEN KREIS DENKEN"
Zur Kunst fügen sich viele Aspekte. Nicht immer bedürfen sie einer Erklärung. - REINHARD ROY beschäftigt sich in seinem künstlerischen Schaffen mit der Form des Kreises: Was seine mittlerweile jahrzehntelange Auseinandersetzung damit ausgelöst hat, lässt sich – wie er selbst sagt – nicht mehr genau eruieren.
Das Spannende am Kreis mag in seiner einfachen Form begründet sein: eine sich findende Linie, ohne sichtbaren Anfangs- und Endpunkt, in unzähligen Artefakten zu finden wie auch in der Natur – mehr oder weniger präzise. Ein Kreis zeichnet sich durch Geschlossenheit aus, weist etwas Innerem seinen limitierten Platz zu und lässt das Umgebende außerhalb seiner Umrisslinie.
Der Kreis taucht bei REINHARD ROY in seiner minimalsten Ausführung als Punkt auf, in vervielfachter Form als Fläche wahrnehmbar, mitunter Tiefe oder sogar Bewegung auf zweidimensionaler Bildfläche suggerierend. Er präsentiert sich BetrachterInnen auch als real umrundbare Objektform unterschiedlicher Größe. Die Kreisform kann als Erhöhung, Vertiefung oder Durchbruch schöpferisch entstehen, sie kann sich vom Rund entfernen, hin zur Ellipse und sogar bis zur Linie führen, genauso aber wieder zum Kreis zurückkehren. Auf diesem Weg passiert ein Gruppieren, ein Ordnen, ein Gewichten zwischen Formen innerhalb einer Arbeit oder einer Serie mit dem Ziel, die einzelnen Elemente zu einem Ganzen zu gestalten.
Der Künstler setzt seine Ideen in unterschiedlichen Materialien um, darunter Papier, Pappe, MDF oder Stahl, operiert mit verschiedenen Oberflächen-Qualitäten, nutzt klassisches Werkzeug ebenso wie mittlerweile den Computer, um ein zweidimensionales Objekt in einen rotierenden Körper zu transformieren, diesen auszutesten. In der Ausstellung "EINEN KREIS DENKEN" im Museum der Wahrnehmung MUWA zeigt der Künstler Werke aus unterschiedlichen Schaffensphasen.
Wagt man das ROY’sche Gedankenexperiment, lässt sich das Oktogon des MUWA als Ausgangspunkt Richtung Kreis denken (selbst wenn durch unendlich fortgeführtes Abschneiden der Ecken der Kreis nie erreicht wird) und erlaubt damit BesucherInnen im wahrsten Sinn des Wortes einen AusstellungsRUNDgang dank der Architektur, ergänzend zum umkreisenden Wahrnehmen der Objekte und schließlich mündend in der Aufforderung zur Interaktion: Das Anordnungsspiel eines Quadrates von 4 x 4, also 16 verschiedenfarbigen Ringen verdeutlicht, dass bei Umordnung im Sekundentakt 663.457 Jahre nötig wären, um alle Möglichkeiten darzustellen!
Eva Fürstner
REINHARD ROY
THINKING A CIRCLE
"Many aspects fit into art. They don't always need an explanation." REINHARD ROY deals with the circular form in his art work: What his analysis of circular forms over decades has caused cannot - as he says himself - be determined.
The fascination with the circle may be explained by its simple form: a line found, without a beginning and end, infinite and to be found in countless artificial objects, as well as in nature - more or less precise. A circle stands out through its wholeness, assigns its limited place to something internal, and draws a line with what surrounds it.
The circle arises in his minimalist execution as a point in the works of REINHARD ROY, as a proliferation of form to perceive as a surface, sometimes suggesting depth or even movement on a two-dimensional surface. He presents himself as a real object to be circled by visitors. The circular form can be created as an elevation, an indentation or a cut-out, it can go far away from the round to the ellipse up to the line, as well as returning to the circle. In this way a grouping, an arrangement, a weighing between forms inside the work or inside the series can take place with the goal of designing the individual elements into a whole.
The artist implements his ideas with different materials. Among them are paper, cardboard, MDF and steel and he operates with different surface qualities. He uses classical tools as well as the computer to transform and to test a rotating body from a two-dimensional object. The artist shows in his exhition "THINKING A CIRCLE" in the Museum of Perception a number of works of different periods of creation.
If one takes a chance on ROY's thought experiment, so the octagon of the Museum of Perception is a possible departure point for the circle - even when through endless cutting of the corners of the octagon, you'll never completely reach it. Visitors can really walk in a circuit through the exhibition due to the architecture, complemented by the perceiving walk around the objects. All ends in the invitation to interact in the game of compilation: A square of 4 x 4, thus 16 rings of different colours illustrates that 663.457 years would be necessary to show all possibilities providing that the structure is changed every second!
REINHARD ROY, geboren 1948 im niederschlesischen Klitten, Deutschland. Von 1969 bis 1974 erfolgt das Studium an der Hochschule für Kunst und Gestaltung Halle - Burg Giebichenstein / Diplom. 1976 erhält REINHARD ROY den Preis des Amtes für Formgestaltung in Berlin. Von 1979 bis 1983 arbeitet er als externer Fachgutachter beim Amt für Formgestaltung in Berlin und übt von 1984 bis 2010 externe Mitarbeit in den Bereichen Kunst, Design und Architektur für die KfW Bankengruppe in Frankfurt am Main, Berlin, Bonn und Brüssel aus. 1987 erhält er Daniel–Henry–Kahnweiler–Preis für Malerei und Graphik der Deutschen Kahnweiler Stiftung. Von 1995 bis 1999 erhält er den Lehrauftrag „Farbe und Gestaltung“ an der Fachhochschule Wiesbaden. Seit 1976 übt REINHARD ROY Jurytätigkeit aus, setzt Gestaltungs- und Kunstausstattungsprojekte um und bestreitet zahlreiche Ausstellungen in Europa, den USA und Asien. Seine Werke sind in internationalen öffentlichen, institutionellen und privaten Sammlungen vertreten.
PROF. EUGEN GOMRINGER, geboren 1925 in Cachuela Esperanza, Bolivien, als Sohn eines Schweizers und einer Bolivianerin, gilt als Vater der Konkreten Poesie. EUGEN GOMRINGER studiert von 1944 bis 1952 Nationalökonomie und Kunstgeschichte in Bern und Rom. Von 1954 bis 1957 arbeitet er als Sekretär von Max Bill an der Hochschule für Gestaltung in Ulm. Von 1967 bis 1985 leitet er den Kulturbeirat der Rosenthal AG in Selb. Von 1977 bis 1990 lehrt er überdies als Professor für Theorie der Ästhetik an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf. Seit 1971 ist EUGEN GOMRINGER Mitglied der Berliner Akademie der Künste. 2000 gründet er das Institut für Konstruktive Kunst und Konkrete Poesie (IKKP) an seinem langjährigen Wohnort, dem oberfränkischen Rehau.