Ausstellung

HARALD MAIRBÖCK

"a picture is a camera is a picture" 

 

 

HARALD MAIRBÖCK

                                                               Fotos: Museum der Wahrnehmung

 

Eröffnung: 6. Mai 2016, 19.30 Uhr

im Rahmen der Galerientage von aktuelle kunst in graz

Rede zur Eröffnung: VASJA NAGY, Kurator

Offizielle Eröffnung  in Vertretung von Kulturstadträtin LISA RÜCKER durch Gemeinderätin und Kultursprecherin Mag.a ASTRID POLZ-WATZENIG

Ausstellung: 7. Mai bis 28. Oktober 2016 verlängert! 

 

Fotos: Harald Mairböck

 

HARALD MAIRBÖCK

"a picture is a camera is a picture"

  

Es gab diesen Zeitpunkt in der Geschichte, als einige Menschen dachten, die Erde sei flach. Vielleicht ist das einfach eine Metapher zur Beschreibung des eingeschränkten menschlichen Verstandes von dürftiger Phantasie, ein Verstand, der einzig imstande ist, die Oberfläche von Dingen zu lesen. Fotografien sind Zeugnisse zweidimensionaler Darstellungen von Objekten aus der dreidimensionalen Welt. Daher können wir fotografierte Bilder wahrnehmen, eingefangen von einer Kamera, die eine Projektion von Raum auf einer ebenen Fläche herstellt. Ein Raum oder eine Schachtel mit einem kleinen Loch, durch das Licht dringt und auf die gegenüberliegende Seite projiziert wird, hat viele Ähnlichkeiten mit dem menschlichen Auge. Ungeachtet äußerlicher Unterschiede basiert die Optik auf den gleichen Prinzipien. Das menschliche Auge ist mit dem Gehirn verbunden und die Wahrnehmung eines Bildes ist deshalb durch Erinnerungen und andere Sinne unseres Körpers determiniert. Ein Bild aus der Camera Obscura selbst ist in der Tat frei von menschlicher Subjektivität und galt daher für AnhängerInnen des Rationalismus vergangener Jahrhunderte als objektives Bild der Welt. Spätere Theorien haben allerdings bewiesen, dass die Kamera auch durch ihre eigene Subjektivität prädisponiert ist.

  

Das berühmte Zitat von Gertrude Stein "a rose is a rose is a rose" drückt die Vielzahl an Bedeutungsebenen hinter einem Zeichen oder Bild aus. Eine ähnliche Frage zur Bestimmung von Dingen veranlassten Harald Mairböck, der Ausstellung den Titel "a picture is a camera is a picture" zu geben. Seine Auswahl an Arbeiten basiert auf der Auseinandersetzung mit dem Original und der direkten Beziehung zwischen Licht und Oberfläche. Der Künstler benutzt dabei grundlegende technologische Mittel: Licht, Fotopapier und Entwicklerchemikalien. Das Volumen eines Bildes und der Abbildungsraum sind wichtige Merkmale und in volume.print lassen aufgetürmte Papierschichten ihre Materialität sichtbar werden. In cubes und tubes wird der leere Raum durch das Bauen einer Lochkamera aus fotografischem Papier ausgetestet. Das Loch wird jedoch nicht geöffnet, um das Abbild von Objekten von außerhalb einzufangen sondern ausschließlich reines Licht. In der extremsten Form, so bei capillary.print, wird der Raum zwischen Abbildungsebene und Objektiv minimal, definiert als Brennweite Null. Das endgültige Bild ist während des gesamten Prozesses abhängig vom Zufall und nimmt eine abstrakte Form an. Durch die partielle Unkontrollierbarkeit und weil sie keine Kamera oder irgendwelche physisch darstellbaren Objekte benötigen, zeigen diese Bilder die verblüffendste Form von Fotografie.

 

Experimentieren mit grundlegendem Material: einfache Papierkameras bauen, Foto-Papier-Blätter auftürmen und anschließend Löcher und Schlitze hineinschneiden, diese dem ungeschützten Licht aussetzen, mit Flüssigkeiten spielen - all das zeigt die Überlegung des Künstlers zur Fotografie als Medium und sein Interesse, über die konventionellen Blickfelder hinauszusehen.

  

Vasja Nagy

 

 

HARALD MAIRBÖCK

"a picture is a camera is a picture"

  

There was a moment in history when some people believed that the Earth was flat. Or is this just a metaphor for describing a limited human mind of poor imagination, a mind that can read only the surface of things. Photographs are inhabited by two-dimensional versions of objects from three-dimensional world. At least so we learned to perceive the photographic images captured by a camera, which is a device that produces a projection of space on a flat surface. A room or a box with a little hole through which the light comes to be projected on the opposite side has many similarities with human eye. Despite formal differences the optics functions on the same principles. But the eye is connected to brain and perception of the image therefore determined by memories and other senses of the body. The image from camera obscura is itself indeed free from human subjectivity and it seems natural that the rationalists of previous centuries accepted it as the objective image of the world. However, later theory has proven that the camera is predisposed by its own subjectivity as well.  

 

The famous quote of Gertrude Stein "a rose is a rose is a rose" expresses the multitude of layers in meaning behind a sign or image. It was a similar issue of identification of things that led Harald Mairböck to give the exhibition the title "a picture is a camera is a picture". This selection of works is based on experimenting with the original and direct relationship between light and surface. The artist uses just basic technological means; light, photographic paper and processing chemicals. Volume of image and projection space is an important feature as well. In volume.print the piled up paper layers unveil its materiality, in cubes and tubes the empty space is tested by building a pinhole camera using just photographic paper. In its extreme form, as in capillary.print series, the space between the image and the hole is so minimal that it can be defined as focal length zero. Its hole is not open to capture the image of objects outside but only pure light. The final image is highly dependent on chance during the whole process and takes an abstract shape, some kind of a dark stain on a white background. By being partly uncontrollable and because they don’t need camera nor any physical objects to depict these images show the most uncanny nature of photography. Experimenting with basic material: building simple paper cameras, piling up photographic paper sheets and then cutting holes and incisions, exposing them to bare light, playing with fluids, all this acts as artist’s contemplation on photography as medium and shows his interest in looking beyond the conventional horizons. 

 

Vasja Nagy

  

 

 

HARALD MAIRBÖCK, geboren 1963 in Ried im Innkreis (A). Studien in Philosophie und Ethnologie, Diplom für Maschinenbau an der Technischen Universität Wien. Lehrbeauftragter für Technikfolgenabschätzung an der TU Wien. Innovationsmanager in der Industrie. Lehrgang für künstlerische Fotografie bei FotoK Wien. Lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in Wien.

Ausstellungen: 2016 "Licht-Experimente", Fotogalerie Wien (A). 2016 "Human and Beasts", Galerie FotoK, Wien (A). 2016 "Sculptures Enlightened", WeberGalerie, Ried (A). 2015 "RAW EXPOSURE", PhotoEdition Berlin (D). 2015 "Creatures Emergent", Galerie am Park, Wien (A). 2014 "Embroidery Code", Weisbachsches Haus, Plauen (D). 2013 "Für H.", Galerie Fotok, Wien (A). 2013 ViennaPhotoBookFestival, Wien (A). 2013 "Zwischenraum", Galerie Fotok, Wien (A). 2012 "Ohne Titel", Galerie Fotok, Wien (A). 2009 "Elektrisches System", Weisbachsches Haus, Plauen (D). 2007 "Online Visualization of the Genesis of social Networks", Forum Alpbach (A).

www.harald-mairboeck.at

 

 

VASJA NAGY, geboren 1972 in Postojna (SLO). Studium der Kunstgeschichte an der Fakultät der Künste (Universität Ljubljana, Slowenien). Seit 1997 Kunstkritiker und Kurator bildender Künste. Von 2001 bis 2008 Kurator für zeitgenössische Kunst in der Obalne galerije Piran (Gallerie Costiere Pirano). Von 2004 bis 2006 Art Director und Kurator von Ausstellungen in der Galerija Zapor in Koper. Seit 2008 international tätig als Ausstellungskurator und Autor von Texten über zeitgenössische Kunst. Seit 1999 Veröffentlichung von Texten in speziellen Publikationen und Katalogen. Theoretisches und praktisches Hauptinteresse an Fotografie und kuratorischen Aufgaben. 2006 Preis The photographic exhibition of the year reward für das Kuratieren der Ausstellung Intimno/Intimate. Mitglied der slowenischen Vereinigung von KunstkritikerInnen.