open music präsentierte

Clemens Gadenstätter

Soltanto Solo

> Mi, 27.11.2019, 20:00 Uhr

 

Ein hochkarätiges Programm eines gut besuchten Konzertabends, bestehend aus 5 Solo-Werken des Musikschaffenden CLEMENS GADENSTÄTTER, seit 2003 Professor an der KUG, fand am 27. 11. 2019 inmitten der Kunstausstellung der österreichischen Künstlerin ANNA-MARIA BOGNER "viel mal mehr" im Museum der Wahrnehmung MUWA statt. Interpretiert wurden die Stücke von TEODORO ANZELLOTTI, Accordion, YARON DEUTSCH, G-Gitarre, THEO NABICHT, Kontrabass, Klarinette, ANTONIO POLITANO, Recorder / Akkordeon und Blockflöten und OLIVIA DE PRATO, Violine. UTE PINTER, Organisatorin von open music, schreibt dazu im Programmheft: "Welcher Ort würde sich für diese subtilen klanglichen Wahrnehmungsparameter besser eignen als das MUWA, das derzeit von Anna-Maria Bogner visuell bespielt wird."

 

Teodoro Anzellotti Accordion

Yaron Deutsch G-Gitarre

Theo Nabicht Kontrabass Klarinette

Antonio Politano Recorder / Akkordeon und Blockflöten

Olivia de Prato Violine

 

PROGRAMM:

Clemens Gadenstätter moved by, für Violine solo (2013)

Clemens Gadenstätter le gout de son, Studie für Kontrabassklarinette solo (2011)

Clemens Gadenstätter studies for a portrait, für E-Gitarre solo (2018)

Clemens Gadenstätter studies for a portrait 2 (mit Michel Leiris), für Blockflöte(n) solo (2019)

Clemens Gadenstätter studies for a portrait 3, für Akkordeon solo (2019)

 

Nach Pierluigi Billone, Marco Momi und Giorgio Netti stand nunmehr Clemens Gadenstätter im Zentrum von „Soltanto Solo“, einer kleinen Reihe innerhalb der Konzertreihe „open music, die solitäre Solowerke eines Musikschaffenden präsentiert.

Gadenstätter, der seit 2003/04 eine Professur an der Musikuniversität Graz für Musiktheorie und Analyse sowie Privatdozentur für Kompositionan inne hat, beschreibt den Hintergrund seiner Solowerke wie folgt: „Die Schnittstellen zwischen Wahrnehmungen, dem „Verstehen“ oder „Begreifen“ der Wahrnehmungen (dem „mapping“ auf die verschiedenen Wahrnehmungsmodi), dem Körper der wahrnimmt und auch als Spielender Wahrnehmungen produziert, den Empfindungen, die mit Wahrnehmungsinhalten einhergehen und auf den Körper bzw. die gesamte kognitiv-körperliche Struktur eines Menschen wirken, sowie den Möglichkeiten, die sich aus all diesen Schnittpunkten als Erfahrungen jenseits des (mir) bekannten ergeben – das ist das Arbeitsgebiet, das die Musiken für Soloinstrumente bearbeiten. Ich verstehe diese Stücke als Versuche, sich einer „Anthropologie als klangliche Wahrnehmung“ anzunähern als zentraler Idee, der sich in den letzten Jahren mein Komponieren immer stärker annähert. Der Mundraum als Artikulation- und Gestaltungsraum der klanglichen Differenzierungen ist das Zentrum der Stücke für Blasinstrumente: Ob als muskuläre Spannungen, die klangliche „Geschmacksnuancen“ anpeilen oder als aus dem Sprechen entwickelte Artikulationen von Linien. Saite und Bogen deiner Geige – als einander bedingende Äquivalente von Haut und Berührungsform und die Formen der Bewegungen, die damit gekoppelt sind – führen zu einer Studie über das, was z.B. mich wie „bewegt“, was es sein kann, „bewegt“ zu sein, sich zu „bewegen“, was es bedeutet, „bewegt“ zu sein, was Bewegungen bedeuten können.

Die Aspekte der Bewegung und des künstlichen Atems – durch Balg und seine Artikulation durch den Arm sowie die als Bewegung aufgefasste Arbeit der Finger auf dem Griffbrett – sind die Ausgangshypothese der Studie für Akkordeon, über menschliches Empfinden und dessen Projektion in klangliche Phänomene und führen so zu imaginären (Selbst-)Portraits. 

Die Polyphonie aller 4 Gliedmassen wird im Stück für E-Gitarre zum Ausgangspunkt der Beobachtung von Bewegungsabläufen die durch kollektiv-standardisierte Emotionsmuster angeregt werden. 

Alle Stücke verdichten sich in dieser Hinsicht zu imaginären Portraits als Konstruktionen und Vorstellungen menschlicher Seinsweisen, ins Akustische projiziert und von dort wieder erfahrbar von Hörerinnen und Hörern als Möglichkeiten für ein „Verstehen im Hören“ jenseits des Begrifflichen.

 

http://www.clemensgadenstaetter.eu/

https://www.oliviadeprato.com/

http://www.nabicht.de/

http://ensemblenikel.com/?page_id=123

http://www.anzellotti.de/

 


Bericht

von MARTIN GASSER

in der Kleinen Zeitung vom 21.11.2019