Kunstausstellung

ERIC KRESSNIG "PLUS"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ERIC KRESSNIG "Wheeler" 2024, Acryl, Tusche, Molino, Schattenfuge

 

Eröffnung / Opening: 14.03.2025, 19.30 Uhr / 07.30 pm

 

Begrüßung / Welcome: Kulturstadtrat Dr. GÜNTER RIEGLER

 

Eröffnungsrede / Speech: Dr.in RENÉE GADSDEN, Kunsthistorikerin, Kuratorin, Autorin / art historian, curator, author

 

Ausstellung / Exhibition: 15.03.-29.08.2025, Mi-Mo 13.00-17.30 Uhr / Wed-Mon 1:00-5:30 pm

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ERIC KRESSNIG "Wheeler", 2024, Diverse Hölzer, D: 240 cm x 64 cm

 


ERIC KRESSNIG
„PLUS“

In seiner Ausstellung „PLUS“ zeigt der 1973 in Klagenfurt geborene und in Wien lebende Künstler ERIC KRESSNIG Bilder und Objekte, die er zum Teil speziell für das Museum der Wahrnehmung konzipiert hat. ERIC KRESSNIG gehört zu einer jungen, unkonventionell agierenden Künstler:innen-Generation, die ihre Wurzeln zwar in minimalistis
chen und konstruktiven Positionen weiß, sich aber undogmatisch und mit scheinbar großer Leichtigkeit aus allen Bereichen unseres Daseins und unserer Kultur bedient.

Was verbirgt sich hinter diesem „PLUS“, das er lapidar als Titel seiner Werkschau wählt? „PLUS“ ist lesbar als Zeichen der mathematischen Addition, bestehend aus zwei sich im rechten Winkel kreuzende Linien. Es steht als Symbol für Befürwortung, in der Ökonomie deutet es auf Wachstum hin, in der Physik signalisiert es positive elektrische Ladung.

In einem aktuellen Statement beschreibt der Künstler seine Arbeitsweise: "Am meisten interessiert mich die Verbindung von Persönlich-Individuellem mit formal geometrischen Darstellungsformen. Dazu greife ich Strategien der Kunstproduktion auf und entwickle diese weiter. Die Einführung eigener Gesetzmäßigkeiten und Narrative in Verschränkung mit unmittelbarem sinnlichen Erleben bilden die Basis meines Werkbegriffs."

Für seine Ausstellung im MUWA hat ERIC KRESSNIG einige neue Arbeiten entwickelt, die den Grundriss des Hauses zum Ausgangspunkt nehmen. So hat er ein dreidimensionales Objekt konzipiert, das sich auf die oktogonale Form des Baukörpers bezieht und damit in einen Dialog mit dem Raum tritt. Auch in der Malerei nimmt er die Form des Oktogons in teilweise untergliederten und gedoppelten Farbflächen auf. In anderen Arbeiten bezieht er sich beispielsweise auf seine eigenen Körpermaße. Vorhandenes, Messbares und Bestimmbares bietet ihm eine Fülle an Material, aus dem er seinen konzeptuellen Ansatz entwickelt.

KRESSNIGS Methode, Bezugssysteme aus zum Teil kunstfernen Bereichen mit einer formal reduzierten Bild-Sprache zu verbinden, fordert die Betrachter:innen dazu auf, im Erleben der Werke diese Quellen zu entschlüsseln. Hingewiesen auf die Komplexität seiner Arbeit und die Herausforderung, vor die er die Besucher:innen stellt, erwidert er spontan: „Ich hab‘s ja auch nicht leicht.“ So spielerisch sein Werk auch zwischen den verschiedenen Bezugssystemen oszilliert, so stringent gestaltet er daraus seine Formfindung und verzahnt die einzelnen Werke der Ausstellung miteinander. Er formuliert das so: „Dahinter steht ein Gedanke, dass man über ein Ding durch einen längeren Transferprozess zu einem Werkkörper gelangt, der in ein komplexes System innerhalb einer Ausstellung führt.“


Der Künstler gibt keine Lesart vor und konfrontiert die Betrachtenden mit ihrer eigenen Freiheit. Es ist ein ebenso sinnliches wie intellektuelles Vergnügen, sich auf die Werke ERIC KRESSNIGS einzulassen, seinen Spuren zu folgen und individuelle Zugänge zu finden.

 

Eva Fürstner / Sabine Richter


 

Dr.in RENÉE GADSDEN, Kunsthistorikerin, Kuratorin, Autorin:

 

Rede zur Ausstellungseröffnung ERIC KRESSNIG „PLUS“

 

Freitag, 14.03.2025, 19.30 Uhr

 

 

 

Schönen guten Abend, herzlich willkommen. Ich bin sehr glücklich hier zu sein, das ist meine allererste Rede in diesem Haus. Ich habe hier Personen kennengelernt, auch Eric Kressnig, seine Arbeiten habe ich bisher nicht gekannt, also das ist absolut Neuland für mich und daher umso spannender.

 

 

 

Eric Kressnig ist ein sehr interessanter Künstler. Wieso? Er ist nicht nur ein Maler, er ist nicht nur ein Objektkünstler, sondern diese Bilder sind wirklich Malobjekte. Er baut die Rahmen, diese Systeme und diese Boxen. Es gibt eine riesige Radskulptur, hier an der Wand sieht man den „Ruler“, ein Lineal. Man kann daran seine Fähigkeit, mit Holz umzugehen, sehr gut wahrnehmen.

 

 

 

Was bedeutet das — wahrnehmen? Hier ist keine optische Täuschung, im Sinne des Op-Art Künstlers Viktor Vasarely oder ähnlichen Künstlerinnen und Künstlern, obwohl man eine Art Versteckspiel und eine Verborgenheit sehr stark in diesen Werken spüren kann. Statt Illusionen zu schaffen, arbeitet Eric Kressnig mit Farbe. Er kreiert sozusagen seine eigenen Farben und bricht die Farben. Er macht die Farben, diese seltsamen blassen Töne, die an Pastell erinnern, zu seinen ganz eigenen.

 

 

 

Dieses Rot hier oder das Schwarz dort, das ist Tusche. Er tränkt die Leinwand, diesen Molino, mit Tusche. Diese Tusche ist so saftig, so tief, und dann als Kontrast hat er diese hellen, fast ausgeblichen wirkenden Farben. Aber es sind keine Pastellfarben. Sie haben überhaupt nichts Süßes an sich, sondern sie haben etwas fast Irritierendes, denn man kann sie nicht genau benennen. Man spürt auch, dass er mit diesen Farben keine Spiele spielt. Er will uns nicht beeindrucken mit irgendwelchen Formen oder Farbtheorien, sondern er will uns zu eigener Wahrnehmung verleiten. Wenn ich als Englisch-native speaker an Wahrnehmen denke, dann steckt darin take — nehmen und die Wahrheit — truth. Das ist eine aktive Sache, das ist nicht passiv. Die Kunst von Eric Kressnig fordert uns auf, aktiv zu sein. Er serviert uns nicht eine Geschichte, keine Erzählung, er serviert uns keine Gesten, sondern er lenkt uns auf eine sehr subtile Art und Weise dahin, Zeit mit seiner Arbeit zu verbringen— und letzten Endes mit uns selbst.

 

 

 

 

  

 

 

 

 

Was sehen wir hier, zum Beispiel? Diese Box. Was ist eine Box? Einerseits können wir sagen, es handelt sich um eine Struktur im Raum. Wir können ebenso diese Handwerksfähigkeit bewundern. Was haben wir hier? Diese Box balanciert auf diesen Kugeln, und hier auf der Seite befinden sich die Henkel - sie sind sehr schön - der eine oben ist nach oben gerichtet, der andere unten nach unten - einfach und ausbalanciert. Man muss sich mit Eric Kressnigs Kunst Zeit lassen. Man muss sich auf sie einlassen können. Wenn ich sage, dass er keine Geschichte erzählt, dann meine ich es auch so. Aber im Gegensatz zur Konzeptkunst, wo man vielleicht sehr viel rätseln muss, um zu verstehen, worum es geht, muss man es hier nicht. Man kann Kressnigs Kunst betrachten ohne sie zu „verstehen“ und trotzdem seine Kunst genießen.

 

 

 

Wenn man zum Beispiel diesen „Ruler“, dieses Lineal auf der Wand sieht, sieht man Holz, verschiedene Holzarten. Man sieht eine saubere Ausführung, man sieht ein scheinbar minimalistisches Stück. Aber verborgen im Werk ist sein System, seine Weltanschauung sozusagen, sein Mess-System. In seinen Bildern, in seiner Skulptur verwendet er seinen eigenen Körper als Messinstrument: die Breite seines Kopfes, die Spanne seiner Hand, seine persönliche Elle. So wie Leonardo da Vinci mit dem vitruvianischen Menschen oder Le Corbusier mit dem Modulor ist Eric Kressnig sein eigener Leonardo, sein eigener vitruvianischer Mensch. Im „Ruler“ haben wir seine Faustbreite, seine Elle und seine Hand. Das System variiert ein bisschen wie Musik.

 

 

 

 

 

 

Dieses riesige Rad — es ist nicht wirklich ein Rad! - ist, behaupte ich, eine Hommage an das Oktogon, das dem Museum der Wahrnehmung zugrunde liegt. Eric Kressnig ist hierher gekommen und hat sich inspirieren lassen, vom Grundriss, von allem. Er hat sich mit diesem Haus auseinandergesetzt. Das ist quasi der Grundriss des Gebäudes von oben betrachtet. Er macht dieses „Riesenrad“ sehr österreichisch, finde ich. Das Rad ist aus Buche, aus Tanne, aus Eiche - lauter Bäume, die hier wachsen. Die Handwerkstradition spricht er hier an. Allerdings denkt man in diesem Kunst-Kontext nicht so sehr über Tradition nach. Wie er so exakt und präzise arbeitet, das ist Können. Eric Kressnig hat die Akademie der bildenden Künste in Wien absolviert und hat sehr früh entschieden, dass er eigentlich nur Kunst machen kann und will.

 

 

 

 

 

 

Was haben wir hier in dieser Ausstellung? Wie kann ich „wahrnehmen“: the truth, die Wahrheit anpacken und mit mir mitnehmen?

 

 

 

Ich habe darüber nachgedacht, wie Eric Kressnig in die österreichische Kunstgeschichte passt. Wir haben hier einerseits die Tradition, wie die Secession oder die Wiener Werkstätte, das kennen wir alle, und auf der anderen Seite haben wir Künstler wie Peter Weibel oder Otto Mühl und die Aktionist:innen, Hermann Nitsch, etc. Eric Kressnig nimmt ein bisschen von allen diesen Traditionen, aber er ist überhaupt nicht sentimental. Kressnig ist weder dilettantisch noch spielerisch. Man hat auch nicht das Gefühl, dass er einem, auf der Suche nach dem Sinn, auf der Nase herumtanzt.

 

 

 

Diese Ausstellung zeigt eine ganz bestimmte Progression. Er hat sich, wie gesagt, ganz genau mit dem Raum auseinandergesetzt. Wenn man hereinkommt, sieht man eine Skulptur oder ein Objekt. Es wirkt wie ein „Z“ und hinten ist ein „A“. Kressnig nennt das Objekt Alois. Man kann es umdrehen und entweder das „Z“ oder das „A“ vorne haben. Und weil man hier im Erdgeschoß des MUWA intuitiv gegen den Uhrzeigersinn geht, hat er hier das „Z“ vorangestellt.

 

 

 

 

Als nächstes sieht man eine Arbeit, die ich in seinem Studio noch nicht gesehen habe. Er nennt diese vier Kreise Flow. Als Mutter von vier Kindern habe ich es angeschaut und gesagt: „Disneyland, das ist für mich Mickey Mouse!“. Kressnig hat allerdings mit Mickey Mouse nichts am Hut. Was toll an seiner Art von Kunst ist, dass sie sich gewissermaßen ausdehnt. Sie dehnt sich aus und jeder kann sich hineinfinden. Und gleichzeitig kann man einfach eine Freude haben an der eleganten Reduziertheit seiner Werke. 

 

 

 

Wir als Gesellschaft sind überflutet 24 / 7 mit Eindrücken, Bildschirmen, Klängen. Hier in dieser Ausstellung bekommen wir eine Pause von diesen Strapazen. Und wir bekommen die Möglichkeit, einen subtilen Rhythmus zu spüren. Obwohl es nicht gleich erkennbar ist, unterliegen alle Bilder Eric Kressnigs einem System, einer Geometrie, einer göttlichen Geometrie, genauso wie in der Renaissance eine erstrebte göttliche Geometrie in der Kunst angewendet wurde. Wir werden mit etwas ganz Grundlegendem konfrontiert und das spüren wir, auch wenn wir es nicht verstehen oder wenn wir uns dessen nicht bewusst sind.

 

 

 

Das gilt auch für dieses Doppelbild, es heißt Double Double und das andere heißt Double. In der Mitte durchdringt diese schwarze Fläche etwas, Kressnig nennt es einen „Keil“. Das ist einerseits eine Unterbrechung zwischen zwei helleren Flächen, andererseits ist es ein dynamisches Element, das trennt, oder vielleicht auch vereint. Wenn man um die Ecke geht und ein weiteres, kleines Bild sieht, dann gibt es dort zwei Keile, die nach unten weisen. Hier haben wir trennende Elemente, die eine andere Dynamik haben. Sie bringen uns zurück auf die Erde, während der Keil in den Double-Bildern hinauf, himmelwärts zeigt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Was ich bei diesen Farben spüre, ist manchmal, besonders hier, eine unglaublich tiefe und stille Würde. Und ich finde das so fein. Wenn ich mir besonders dieses Bild Wheeler anschaue, sehe ich Yin und Yang, Mann und Frau, ein Spiegelbild, was auch immer. Aber ich spüre auch ein Ridi, Pagliacco!, einen Schrei des lachenden Clowns, der gleichzeitig weint. Die Farben des Bildes sind nicht ganz Zirkusfarben, es sind nicht „Mädchenfarben“ oder Spielzeugfarben, und es sind auch keine „Zuckerlfarben“. Jedoch haben sie etwas von all diesen Dingen. Und im Kontrast zu diesem tiefen saftigen Schwarz, das Eric Kressnig verwendet, spüre ich eine Verletzlichkeit und eine Fragilität dahinter. Das ist sehr spannend, weil die Bilder viereckig und massiv sind. Dieses Schwarz, diese Tusche ist tief und lebendig. Die Interaktion mit Eric Kressnigs Bildern hinterlässt nicht nur eine seelische oder visuelle Prägung, sondern teilweise auch eine körperliche, eine physische Markierung.

 

 

 

 

 

 

Das große Objekt Wheeler ist achteckig wie dieses Haus. Kressnig hat es selbst, allein zusammengebaut, geleimt, geschnitten. Die Arbeit ist ganz präzise, ganz perfekt. Und das Lustige ist, es bringt eine Dynamik hier herein. Man hat das Gefühl, das Rad könnte hier um die Ecke rollen — und eigentlich hierbleiben. Diese Skulpturen Box on Box sind eigentlich Verpackungsboxen, und Wheeler gehört dort hinein. Sie gehören zusammen.

 

Eric Kressnig meint, wenn man die Boxen kauft, bekommt man das Rad. Oder wenn man das Rad kauft, bekommt man die Boxen. Seine Idee ist auf zurückhaltende Weise angenehm witzig.

 

 

 

 

 

 

Diese Qualität wollte Kulturstadtrat Dr. Günter Riegler in seiner Rede ansprechen. Die Gesellschaft an sich braucht eine gewisse Leichtigkeit. Die Österreicher brauchen ein gesundes Selbstbewusstsein. Wir können sehen, dass Eric Kressnig in der Tradition großer österreichischer Künstler arbeitet. Nur erzählt er eine ganze eigene Geschichte und präsentiert eine eigene Sache, etwas, das ich noch nie in dieser Form gesehen habe. Seine Arbeitsweise ist präzise, aber auch ungewöhnlich. Seine Farben sind tief, dieses tiefe Rot, dieses tiefe Schwarz. Man spürt fast Leidenschaft. Aber manchmal ist Kressnig auch so zurückhaltend. Was wir schätzen, wie dieser „Ruler“, dieses Lineal zeigt, ist fantastisches Handwerk. Österreich ist ein Land der Handwerker. Wir dürfen das nicht vergessen. Und auch nie vergessen, dass nur ein Mensch so etwas ausdenken und machen kann.

 

 

 

Ich habe letztes Jahr eine Ausstellung über KI im Künstlerhaus Klagenfurt kuratiert. Meine These war: „KI kann keine Kunst machen.“ Wenn ich mir diese Ausstellung anschaue und diese regelmäßigen Formen sehe, denke ich mir, dass keine Maschine so eine subtile Zusammenstellung machen kann. Das finde ich ausgesprochen berührend. Wir Menschen sind alle vergänglich. Und diese Kunst, die Eric Kressnig präsentiert, diese Würde, diese Zurückhaltung, diese Eleganz — das finde ich in der heutigen Zeit, wo alles so laut ist und ausgebreitet wird, besonders wichtig und interessant. Seien Sie ermutigt, sagt seine Kunst, nehmen Sie sich die Zeit, diese Bilder auf sich einwirken zu lassen.

 

 

 

Mein Namensvetter, der Philosoph René Descartes, sagte cogito ergo sum — Ich denke, also bin ich. Aber ich finde, Eric Kressnig hat cogito ergo sum transzendiert. Hier haben wir sum ergo sum — ich bin, und das ist genug. Ich bin, daher bin ich. Eric Kressnigs Kunst lädt uns ein, zufrieden zu sein mit unserer eigenen Wahrnehmung. Wertschätzend unserem Gegenüber zu sein. In diesen Räumen macht Kressnig Kunst, die nicht in situ ist, er hat beispielsweise nicht an die Wand gemalt. Aber er ist sich dessen bewusst, wie wichtig dieses Museum der Wahrnehmung ist, wie schön und bedeutsam diese historische Architektur ist. Und er bekundet das in seinen Arbeiten, von denen manche extra für diesen Raum gemacht wurden.

 

 

 

Man kann einfach hier weggehen, wissend, dass Dr. Richter, Mag. Fürstner, und — ich habe ihn leider nicht kennen gelernt — Professor Werner Wolf, der dieses Museum gegründet hat, dass sie wirklich für uns in Österreich, für die Welt, für Graz, etwas wirklich Tolles geschaffen haben. Das MUWA hat vor kurzem das Österreichische Museumsgütesiegel erhalten. Diese Leute, das gesamte Team, sie geben uns, was wir sonst in Österreich nicht finden. Hier ist eine Oase der Selbstwahrnehmung. Hier ist eine Oase, wo man sich selbst in den Mittelpunkt stellen kann, und Aufmerksamkeit auf seine eigenen Ohren, Augen, seinen eigenen Körper richten kann. In der heutigen schnelllebigen, von Eindrücken überfluteten Zeit, ist das Museum der Wahrnehmung Graz wirklich ein Geschenk.

 

 

 

 

 

 

 

Speech Exhibition opening ERIC KRESSNIG “PLUS”

 

Dr. RENÉE GADSDEN, art historian, curator, author

 

Friday, March 14, 2025, 19:30 p.m.

 

 

 

Good evening, welcome tonight. I am very happy to be here; this is my very first speech in this building. I have met people here, including Eric Kressnig, whose work I was not familiar with, so this is completely new territory for me and therefore all the more exciting.

 

 

 

Eric Kressnig is a very interesting artist. Why? He is not only a painter, he is not only an object artist, but these pictures, as you can see, are really painted objects. He builds the frames, these systems and these boxes. There is a huge wheel sculpture, here on the wall you can see the “ruler,” a straight edge. You can really appreciate his skill with wood.

 

 

 

What does that mean - perceive? There is no optical illusion here, in the sense of Op Art artist Viktor Vasarely or similar artists, although you can sense a kind of hide-and-seek and concealment very strongly in these works. Instead of creating illusions, Eric Kress-nig works with color. He creates his own colors, so to speak, and breaks them down. He makes the colors, these strange pale tones reminiscent of pastels, his very own.

 

 

 

 

  

 

This red here, or the black there, is actually ink. He soaks the canvas, this Molino, with ink. This ink is so rich, so deep, and then as a contrast he has these light, almost faded colors. But these are not pastel colors. They have nothing sweet about them at all, but rather something almost unsettling, because you can't quite put your finger on them. You can also sense that he's not playing games with these colors. He's not trying to im-press us with any shapes or color theories, but rather wants to entice us to form our own perceptions. When I think of “wahrnehmen”, perception, as a native English speaker, I think of take — to take — the truth. That's an active thing, it's not passive. Eric Kress-nig's art challenges us to be active. He doesn't serve us a story, he doesn't serve us a narrative, he doesn't serve us gestures, but in a very subtle way he directs us to spend time with his work — and ultimately with ourselves.

 

 

 

 

 

 

What do we see here, for example? This box. What is a box? On the one hand, we can say it's a structure in space. We can also admire the craftsmanship. What do we have here? This box is balanced on these balls, and here on the side, the handles are so beautiful, the one at the top is at the top, the other at the bottom is at the bottom. Simple and balanced. You have to take your time with Eric Kressnig's art. You have to be able to engage with it. When I say he doesn't tell a story, I mean it. But unlike concep-tual art, where you may have to puzzle a lot to understand what it's about, you don't have to here. You can look at Kressnig's art without “understanding” it, and still enjoy his art.

 

 

 

For example, when you see this “ruler” on the wall, you see wood, different types of wood. You see clean execution, you see a seemingly minimalist piece. But hidden in the work is his system, his worldview, so to speak, his measuring system. In his paintings and sculptures, he uses his own body as a measuring instrument: the width of his head, the span of his hand, his personal cubit. Just as Leonardo da Vinci did with the Vitruvian Man or Le Corbusier with the Modulor, Eric Kressnig is his own Leonardo, his own Vitru-vian Man. In the “ruler” we have the width of his fist, his cubit and his hand. The system varies a bit like music.

 

 

 

 

 

 

This huge wheel — it's not really a wheel! — is, I would say, a tribute to the octagon, which form the basis of the museum of perception. Eric Kressnig came here and was inspired by the floor plan, by everything. He really got to grips with this building. That's basically the floor plan of the building seen from above. I think he makes this giant wheel very Austrian. The wheel is made of beech, fir, oak, all trees that grow in Austria. He's referring to the tradition of craftsmanship here. Only, in this art context, you don't think so much about tradition. The way he works so precisely and accurately, that's skill. Eric Kressnig graduated from the Academy of Fine Arts in Vienna and decided very early on that he could and wanted to do nothing but art.

 

 

 

What do we have here in this exhibition? How can I “perceive” the truth and take it with me?

 

 

 

I was thinking about how Eric Kressnig fits into Austrian art history. On the one hand, we have tradition, the Secession, the Wiener Werkstätte, which we all know, and on the other hand, we have artists like Peter Weibel or Otto Mühl, and then we have the actionists, Hermann Nitsch, etc. Eric Kressnig takes a little bit from all these traditions, but he is not sentimental at all. Kressnig is neither amateurish nor playful. You don't get the feeling that he's dancing around you in search of meaning.

 

 

 

This exhibition shows a very specific progression. As I said, he has dealt with the space very precisely. When you walk in, you see a sculpture or an object. It looks like a “Z” and there is an “A” at the back. Kressnig calls the object Alois. You can turn it around and have either the “Z” or the “A” at the front. And because here at MUWA we intuitively walk counterclockwise, he has the “Z” hanging at the front.

 

 

 

Next, you see a work I haven't seen in his studio before. He calls these four circles Flow. As a mother of four children, I looked at it and said, “Disneyland, that's Mickey Mouse to me!” Kressnig, however, has nothing to do with Mickey Mouse. What's great about his art is that it expands. It expands, and everyone can find their way into it. And at the same time, you can simply enjoy the elegant simplicity of his works.

 

 

 

As a society, we are inundated 24/7 with impressions, screens, sounds. Here in this ex-hibition, we get a break from all that stress. And we get a chance to feel a subtle rhythm. Although not immediately apparent, all of Eric Kressnig's paintings are subject to a system, a geometry, a divine geometry, just as in the Renaissance, where a divine geometry was sought after in art. We are confronted with something very fundamental, and we feel it, even if we don't understand it or are not aware of it.

 

 

 

 

 

 

 

The same is true of this double image, one called Double Double and the other called Double. In the middle, this black area that penetrates, Kressnig calls a “wedge.” On the one hand, it is a pause between two lighter areas. On the other hand, it is a dynamic element that separates, or perhaps unites. When you go around the corner and see an-other small picture, there are two wedges going down. Here we have separating ele-ments that have a different dynamic. They bring us back down to earth. But in the Dou-ble pictures, we have a wedge that goes up toward the sky.

 

 

 

What I feel with these colors, sometimes, especially here, is an incredibly deep and qui-et dignity. And I find that so subtle. When I look at this picture in particular Wheeler, I see yin and yang, man and woman, a mirror image, whatever. But I also feel a Ridi, Pagliacco!, a shout from the laughing clown who is crying at the same time. The colors in the picture are not quite circus colors, they are not “girl colors” or toy colors, and these colors are not candy colors either. However, they have something of all these things. And in contrast to the deep, rich black that Eric Kressnig uses, I sense a vulnera-bility and fragility behind them. This is very exciting because the images are angular and massive. This black, this ink, is so deep and so vivid. The interaction with Eric Kressnig's pictures leaves not only an emotional or visual impression, but in some cases also a physical mark.

 

 

 

The large object Wheeler is octagonal like this house. Kressnig assembled it himself, glued it together, cut it out. The work is very precise, very perfect. And the funny thing is, it brings a dynamic energy into the space. You get the feeling that the wheel could roll around the corner — and actually stay here. These sculptures Box on Box are actual-ly packaging boxes, and Wheeler belongs in them. They belong together. Eric Kressnig says that if you buy the boxes, you get the wheel. Or if you buy the wheel, you get the boxes. His idea is pleasantly funny in a subtle way.

 

 

 

This quality is what the city councilor for culture, Dr. Günter Riegler, wanted to address in his speech. Society at large needs a certain lightness. Austrians need a healthy self-confidence. We can see that Eric Kressnig is working in the tradition of great Austrian artists. Only, he tells a story all his own and presents something unique that I have nev-er seen before in this form. His working method is precise, but also unusual. His colors are deep, this deep red, this deep black. You can almost feel the passion. But some-times Kressnig is also very reserved. What we appreciate here, as this “ruler” shows, is fantastic craftsmanship. Austria is a country of craftsmen. We must not forget that. And we must never forget that only a human being can think up and create something like this.

 

 

 

Last year, I curated an exhibition on AI at the Künstlerhaus Klagenfurt. My thesis was actually that AI cannot make art. When I look at this exhibition and see these regular shapes, I think to myself that no machine can create such a subtle composition. I find that incredibly moving. But we humans are all transient. And this art that Eric Kressnig presents, this dignity, this restraint, this elegance — I find that particularly important and interesting in today's world, where everything is so loud and so spread out. Be en-couraged, his art says, take the time to let these images sink in.

 

 

 

My namesake, the philosopher René Descartes, said cogito ergo sum — I think, there-fore I am. But I think Eric Kressnig has transcended cogito ergo sum. Here we have sum ergo sum — I am, and that is enough. I am, therefore I am. Eric Kressnig's art invites us to be content with our own perception. To appreciate our counterparts. In these rooms, Kressnig creates art that is not in situ; he has not painted on the walls, for ex-ample. But he is aware of how important this Museum of Perception is, how beautiful and important this historic architecture is. And he expresses this in his works, some of which were created especially for this space.

 

 

 

You can simply leave here knowing that Dr. Richter, Mag. Fürstner, and — I unfortunate-ly did not get to meet him — Professor Werner Wolf, who founded this museum, have created something truly wonderful for us in Austria, for the world, for Graz. MUWA is a museum that recently received the Austrian Museum Seal of Quality. These people, the entire team, give us something we cannot find anywhere else in Austria. This is an oasis of self-awareness. This is an oasis where you can put yourself at the center and focus your attention on your own ears, eyes, and body. In today's fast-paced, highly layered world, the Museum of Perception in Graz is truly a gift. 

 

 

Übersetzt ins Englische von Dr. Renée Gadsden

 

Translated into English by Dr. Renée Gadsden


Ausstellungsansichten


Galerientage im Rahmen von aktuelle kunst in graz 16.5.-18.5.2025

Künstlergespräch am 18.5.2025, 13.30 Uhr


Internationaler Museumstag 18. Mai 2025

ORF Steiermark Redakteurin SIGRID MAURER gestaltete zum Internationalen Museumstag am 18. Mai 2025 einen Bericht über das Museum der Wahrnehmung MUWA. Sie sprach u.a. mit dem Künstler ERIC KRESSNIG über die von ihm eigens für die Ausstellung im MUWA entwickelten Kunstwerke.

Der Bericht über das MUWA war abrufbar unter folgendem Link https://on.orf.at/video/14276516/wetter-steiermark-vom-18052025


MICHAEL FORSTNER von Kanal3 TV berichtete in der Ausgabe der KW: 20 / 08.05. - 15.05.2025 über die Ausstellung von ERIC KRESSNIG "PLUS". Er sprach mit dem Künstler und auch mit der Eröffnungsrednerin Dr.in RENÉE GADSDEN. Der Bericht ist abrufbar unter https://www.kanal3.tv/?cid=3

 



Ausstellungsbericht von MICHAELA REICHART in der Kronenzeitung vom 7. April 2025


ERIC KRESSNIG
„PLUS“

In his exhibition “PLUS“, the artist ERIC KRESSNIG, who was born in Klagenfurt in 1973 and lives in Vienna, shows pictures and objects, some of which he conceived specifically for the Museum of Perception. ERIC KRESSNIG belongs to a young, unconventional generation of artists who, although rooted in minimalist and constructivist positions, draw undogmatically and with apparent ease from all areas of our existence and culture.

What lies behind this „PLUS“, which he succinctly chooses as the title of his exhibition? „PLUS“ can be read as a sign of mathematical addition, a symbol composed of two lines crossing at right angles. It symbolises advocacy, in economics it stands for growth, in physics it signalizes a positive electrical charge.

In a recent statement, the artist describes his work method: „What interests me most is the combination of the personal and individual with formal geometric forms of representation. To this end, I take up strategies of art production and develop them further. The introduction of my own laws and narratives in combination with immediate sensual experience form the basis of my concept of work.“

For his exhibition at the MUWA, ERIC KRESSNIG has developed several new works that take the floor plan of the building as their starting point. He has designed a three-dimensional object that refers to the octagonal shape of the building and thus enters into a dialogue with the space. In his paintings, too, he takes up the shape of the octagon in partially subdivided and doubled areas of colour. In other works, for example, he refers to the dimensions of his own body. Existing, measurable and determinable objects provide him a wealth of material from which he develops his conceptual approach.

KRESSNIG‘s method of combining reference systems from areas that are sometimes far removed from art with a formally reduced visual language invites the viewer to decipher these sources by experiencing the works. When asked about the complexity of his work and the challenge he presents to the visitors, he spontaneously replies: „It‘s not easy for me either.“ As playfully as his work oscillates between the various reference systems, he uses them to stringently shape his form-finding and interlink the individual works within the exhibition with each other. „The idea behind is that, through a longer transfer process, one arrives at a body of work that leads to a complex system within an exhibition.“

The artist does not prescribe a reading and confronts the viewer with their own freedom. It is both a sensual and intellectual pleasure to engage with ERIC KRESSNIG‘s works, to follow in his footsteps and find individual approaches.

 

Eva Fürstner / Sabine Richter

 

 



ERIC KRESSNIG, geboren 1973 in Klagenfurt. 1996-2001 Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien.
Österreichische und internationale Einzel- und Gruppenausstellungen seit 1998 (Auswahl):
OSAS Vasarely Museum Budapest HU; Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis Bregenz; Österreichisches Kulturforum Budapest HU; MMKK Klagenfurt; flac image kunstraum p.p. Langenlois; Galerie Vorspann Zelezna Kappla; Schloss Wiespach Hallein; Csikász-Galerie Veszprém HU; Kunsthaus Kollitsch Klagenfurt; Stadtgalerie Klagenfurt; Nödok St. Pölten; Museum Liaunig Neuhaus/Suha; Trivium Hemmaberg; Landhaus Klagenfurt; Kunsthaus Wiesbaden DE; Bildrecht Wien; Galerie Tristan Lorenz Frankfurt/Main DE; Kunsthaus Fürstenfeldbruck DE; museumkrems; arlberg1800 Contemporary St. Anton; Rittergallery Klagenfurt; Palazzo Ducale Mantova IT; Parallel Wien; Tank.203.3040.AT Neulengbach; Artmark Galerie Wien; Galerie im Traklhaus Salzburg; ArchitekturHausKärnten Klagenfurt; ZS art Wien; Barockschlössl Mistelbach; allerArt Bludenz; Stadtgalerie Lehen Salzburg; Galerie Gerersdorfer Wien; KGLU Slovenj Gradec SI; Sammlung Essl Klosterneuburg; raumimpuls Waidhofen/Ybbs; Fine art gallery Rajko Mamuzic Novi Sad SRB; Kunst im öffentlichen Raum Wiesbaden DE; museumORTH Orth/Donau; Kunsthalle m3 Berlin; Galerie Leonhard Graz; Mestrovic Pavilion HDLU-Zagreb HR; Jesuitenfoyer Wien; [kunstwerk] krastal; Künstlerhaus Wien; Massachusetts Museum of Contemporary Art MASSMoCA USA; atelierfrankfurt/Main; flat1 Wien; Kunstverein Kärnten Klagenfurt; Bäckerstrasse 4 Wien; Galerie Strickner Wien; Sammlung Urban Waidhofen/Ybbs; Galeria UMELKA Bratislava SK; Werner Berg Museum Bleiburg; LeRoy Neiman Center New York USA; Cite des Arts International Paris FR; Kunstraum Innsbruck; Stadtgalerie Klagenfurt; Alte Schmiede Wien; Galerie3 Klagenfurt; Künstlerhaus Klagenfurt; Kupferstichkabinett Akademie der bildenden Künste Wien; Semperdepot Wien.
Preise/Stipendien (Auswahl): BA/CA-Kunstpreis Kärnten (2002), Paris Stipendium Cité des Arts, Land Kärnten (2007), Staatsstipendium für Bildende Kunst (2008), Frankfurt/Main Residency, Stadt Wien (2010), Hradil Stipendium, Erste Sparkasse Kulturfonds (2011), Kulturförderpreis Kärnten (2012), Kunst.Volksbank.Kärnten Kunstpreis (2014). Seine Arbeiten sind in vielen bedeutenden öffentlichen Sammlungen vertreten. Er lebt und arbeitet in Wien.

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Dr.i
n RENÉE GADSDEN, geboren in New York. Studium der Kunstgeschichte an der Brown University (AB Hon.), Postgraduiertenstudium der Kunstgeschichte an der Universität Wien, Studium der Bildhauerei bei Brigitte Kowanz (Mag. art.) und der Kultur- und Geistesgeschichte bei Manfred Wagner (Dr. phil.) an der Universität für angewandte Kunst Wien. Sie arbeitet als Kuratorin, Kunstvermittlerin und Autorin u.a. für die Albertina Wien, die Wiener Secession, das Philosophicum Lech, das Belvedere Wien, die Pinakothek der Moderne München, das Künstlerhaus Klagenfurt, das KOENIGmuseum Landshut, das Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, das Europäische Forum Alpbach und das Jüdische Museum Wien. Sie gehört dem Kunstbeirat der Stiftung Ruth Baumgarte in Bielefeld an und ist Jury-Mitglied des Parallel Vienna/Bildrecht Young Artist Award. Dr. Renée Gadsden ist Korrespondentin der kunst:art Zeitung, hat zahlreiche Bücher, Essays und Katalogtexte veröffentlicht und war viele Jahre als Dozentin an österreichischen Universitäten tätig, u.a. am Institut für Kunsttheorie der Universität für Angewandte Kunst Wien, wo sie das Institut für Sprachkunst, das österreichweit erste Programm für kreatives Schreiben mit akademischem Abschluss, mitbegründet hat. Sie lebt in Wien.